41/182. An Christian Daniel Rauch Ew. Wohlgeboren bin in dem Laufe der letzten Monate so viel Freundliches schuldig geworden, indem mir, wenn auch nicht unmittelbar, von Ihren ununterbrochenen Arbeiten gar mancher Genuß zu Theil ward. Nun aber bin ich aufgefordert Ihnen den besten und treulichsten Dank abzutragen für die unausgesetzte Theilnahme und Einwirkung, die Sie der mir bestimmten Medaille haben gönnen wollen. Ich müßte meine Freude nicht mit Worten auszudrücken darüber, daß Herrn Brandt, nach soviel zweifelhaften Bemühungen, gelungen ist eine Arbeit zu vollenden, die ihm Ehre macht und die gewiß ein jeder Beschauer mit Freuden besieht. Was ich dabey empfinde, den dieses Kunstwerk so nahe angeht, mag ich gern mit dem Allerwenigsten nur andeuten; doch sey mir erlaubt eine allgemeine Reflexion hier beyzufügen: daß man in einem langen Leben durch manche Schicksale geprüft seyn muß, um von einer solchen Gabe sich nicht erdrückt zu fühlen. Und so darf ich mich denn wahrhaft glücklich halten, wenn ich zu bekennen wage, daß ich eine solche Auszeichnung ihrem ganzen Werthe nach zu schätzen weiß und zugleich ihrer mit Freyheit zu genießen mich fähig fühle, wobey mir aber die Überzeugung zu statten kam, daß man einer unwandelbaren Neigung und unverbrüchlichen Treue mehr als einem besondern Verdienste einen solchen Lohn zuzuschreiben hat. Herrn Brandt bitte meinen schönsten Dank freundlichst auszusprechen für die Bemühungen, an denen er es in diesem Geschäft nicht hat fehlen lassen. Möge Nachdenken und Übung, wozu er im Laufe dieses Jahres Gelegenheit gehabt, ihm bey seinen künftigen Arbeiten recht kräftig zu Gute kommen. Denen Herren Schinkel und Tieck wünsche angelegentlichst empfohlen zu seyn. Wollte der erstere mir das erste Heft der architektonischen Entwürfe gelegentlich senden, welches mir mangelt, so würde das vorzügliche Werk, das ich seiner Gefälligkeit verdanke, völlig complett seyn. Treu theilnehmend ergebenst Weimar den 3. November 1826. J. W. v. Goethe.