10/2989. An Johann Gottfried Herder Mein Unglaube ist durch die Art, wie der Herzog und einige andre, die in der leidigen Kriegsarbeit begriffen sind, dein Buch aufgenommen haben, glücklich beschämt worden. Ich schicke hier seinen Brief. Fahre ja fort, deine Sammlungen zu bearbeiten und laß sie immer so wohlthätig sein. Mein Leben ist sehr einfach. Ich komme nun fast nicht mehr vom Zelte weg, corrigire an Reineke und schreibe optische Sätze. Die Situation auf unsrer Seite habe ich zu wiederholtenmalen gesehen, über das Wasser bin ich noch nicht gekommen außer bei einer schönen Partie ins Rheingau. Wir fuhren zu Wasser bis Rüdesheim, probirten die Keller durch, fuhren an den Mäusethurm, dann auf Bingen. Und zu Land nach dem Lager zurücke. Wir kamen eben zurechte, als die Franzosen einen Ausfall auf das Stift zum heiligen Kreuz thaten und es wegbrannten. Ich sehe viele Menschen, zu denen ich wenig Beziehung habe. Sehne mich nach meiner Camera obscura, und was dem anhängig ist. Lebet wohl und genießet der Ruhe hinter der Kirche. Möchte ich doch auch schon Koppenfelsens Scheune statt dieser Berge, Flüsse, Städte und Plainen wieder vor dem Auge haben. den 15. Juni 93. G.