34/309. An Carl Friedrich von Reinhard Hier also, verehrter Freund, der zaubernde Wanderer! Möge er, freundlich aufgenommen, Sie einige Zeit durch's Leben begleiten. Auch in diesem Büchlein, wie in den Lehrjahren, werden Sie soviel Hinweisung als Darstellung finden. Es ist mir wieder lieb geworden, da Redaction und Abdruck mich über den einsamen Winter hinausbrachten und eine völlige Abgeschiedenheit von der Welt gar wohl ertragen ließen. Eine solche Enthaltsamkeit hatte denn auch auf mein Befinden den besten Einfluß, und ich bin bis in den Sommer herein, bey leidlichem Befinden, in ununterbrochener Thätigkeit geblieben. Ein neues Heft Kunst und Alterthum und ein morphologisches ist schon wieder begonnen. Zu einem Prolog zur Eröffnung des Berliner neuen Schauspielhauses ließ ich mich auch verführen, und so ist denn Sommeranfang sehr unsommerhaft herangekommen. Ich wünsche zu hören, daß Sie, bey hoffentlich eintretender guter Jahrszeit, wieder den Rhein besuchen, indessen ich wahrscheinlich abermals nach Böhmen wandere. treulichst Weimar den 22. Juni 1821. J. W. v. Goethe.