21/5981. An die Hoftheater-Commission Hierbey erfolgt verschiedenes, Theater und Musik betreffend, was bisher noch bey mir lag. 1.) Die Instruction für den Capellmeister, unterzeichnet. Ich überlasse, ob man ihm nicht, wenigstens in der Überschrift, das Prädicat Herr geben will, welches man recht gut vor den Namen setzen könnte. Hinter denselben machte man einen Schnirkel, so daß die Symmetrie wieder hergestellt würde. Wir gehen ja ohnehin bey unsern Expeditionen mit diesem Prädicat nicht sehr sparsam um. 2.) Ein Brief an denselben, der eine Antwort enthält auf einen, den er mir diese Tage zugesendet hat. 3.) Das Verzeichniß der Stücke für Lauchstädt mit den beygesetzten Namen der Rollenveränderungen. Was mir Herr Genast von Herrn Frey erzählt hat, hat mir viel Vergnügen gemacht. Durch die ihm nunmehr zugetheilten Rollen kommt er in vollkommene Thätigkeit und wird gewiß auch, wie ich höre, im Fache der anständigen und humoristischen Alten recht gute Dienste leisten. Dagegen wünschte ich, daß die Beckerschen komischen und Carricatur-Rollen, wie der Consulent, Graf Balken, Flickworst und dergl. Herrn Lorzing vorbehalten würden, damit dieser junge Mann, der in der Oper wenig zu thun hat, durch Schauspiel in der Übung und in Connexion mit dem Publicum bleibe. 4.) Eine Vorstellung des Herrn Haidewegen einer Rolle in Ubaldo liegt bey, so wie eine Antwort von mir darauf, welche ihm zuzustellen wäre. 5.) Das Verzeichniß der Rollen, welche Madam Wolff abzugeben wünscht, wäre aufzubewahren und auf Michael mir wieder zuzustellen. Auswärts ist nicht gut, Veränderungen zu machen. Auch könnte es nur nach und nach geschehen, daß man ihr die Rollen abnähme: denn es sind einige darunter, die gegenwärtig sonst Niemand auf unserm Theater spielen kann. 6.) Die unruhige Nachbarschaft würde dem Text nach, wie beyfolgt, besetzt. Der Herr Capellmeister wird beurtheilen können, ob diese Besetzung der Stimmen gemäß ist. 7.) Das kleine Stück: Die Spiele des Zufalls , kann ich wegen gar zu übler Handschrift nicht wohl durchlesen. Findet man es brauchbar, so überlasse die Besetzung meinen Herrn Mit-Commissarien. 8.) Mein Gemälde der sogenannten Venus, das ich bisher zu Stella hergegeben, und welches auf dem Theater sehr übel behandelt worden, hat Her Lorzing, wie ich höre, ganz gut copirt. Ich wünsche, daß man seine Bemühung billiger Weise honorire. Ich wünschte zu erfahren, was er allenfalls dafür verlangen möchte. 9.) Herr Unzelmann wird vermuthlich in Rochus Pumpernickel sich sehr gut exhibiren. Doch wünschte ich vor allen Dingen, daß man das Stück durchginge, damit nicht allzu platte Späße darin vorkommen, und daß man den Herrn Capellmeister über den Werth der Musik befragte, und ob zu hoffen ist, daß man damit einige Wirkung hervorbringe. Jena den 7. May 1810. Goethe.