10/3085. An Friedrich Heinrich Jacobi Maxen wollt ich nicht ohne Brief abgehen lassen, und doch habe ich solange gezaudert biß er gestern von mir Abschied nahm, ich sende ihm daher diesen nach und hoffe daß er ihn noch ereilen soll. Der Vorsatz, das väterliche Haus in der Zwischenzeit der academischen Jahre wiederzusehen, hat meinen Beyfall, man wird nicht ganz fremd, giebt Rechenschaft von seinem Haushalten und schließt sich aufs neue wieder an. Wahrscheinlich wirst du sehr mit ihm zufrieden seyn. Soviel ich beurtheilen kann hat er sich in der kurzen Zeit eine gute Übersicht der Med. Wissenschaft und seines künftigen Metiers erworben und ist auf guten Wegen, das Nöthige Theils zu wiederhohlen, theils weiter ins einzelne zu gehen. Besonders aber gefällt mir sein Urtheil über Menschen, das mir meistens sehr rein, ohne Vorurtheil der Liebe oder des Hasses zu seyn scheint. Doch ich sey ihn zu wenig und wirst du das alles besser beurtheilen. Deine unangenehme Lage in der Nähe des Kriegstheaters, ist mir diese Zeit her wenig aus dem Sinne gekommen, ihr müßt sehr unruhige Zeit haben und wie ich höre, so ist dein Haus recht voll. Schlosser ist nach Bareyth, hat er denn Carlsruh und die dortigen Verhältnisse ganz verlassen? Meine Mutter steht auch auf dem Sprunge, sie hat sich doch endlich entschlossen, was transportabel war wegzuschicken. Ich habe indessen einige Zimmer zurechte gemacht um sie allenfalls aufzunehmen. So wird man eigentlich recht weltgemäß gesinnt, ich baue und bereite mich doch vor, allenfalls, zu emigriren, ob es gleich bey uns Mittelländern so leicht keine Noth hat. Ich war auf acht Tage in Dresden und habe mir auf der Gallerie was rechts zu Gute gethan. Nun bin ich wieder zu Hause fleißig, davon du bald was sehen wirst. Daß das Kütschchen so gut wieder reparirt und brauchbar geworden freut mich sehr, ich wünsche daß Kind und Kindeskinder recht vergnüglich darin fahren und sich manchmal meiner erinnern mögen. Ich trete meine Ansprüche daran hiermit nochmals förmlich ab. Deinen Wagen siehst du nun wohl nicht eher wieder als biß ihn Max als Docktor mitnimmt. Er steht indeß in leidlicher Verwahrung. Lebe recht wohl, grüße die deinigen und laß uns zuweilen wenigstens das Stillschweigen unterbrechen. W. d. 8. Sept. 1794. G. Fichtens Bogen hat Max dir gesammelt und bringt sie mit, ich wünschte sehr deine Gedancken gelegentlich über Gehalt und Form dieser sonderbaren Producktion zu hören. Ich bin zu wenig oder vielmehr gar nicht in dieser Denckart geübt und kann also nur mit Mühe und von ferne folgen.