19/5175. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein Weimar, den 24. Februar 1806. Ihre Briefe, mein bester Tischbein, haben mir sehr viel Freude gemacht, wie alles übrige, was Sie schriftlich nach Weimar erlassen haben. Vorzüglich aber sey Ihnen Dank gesagt für die größern und kleinern Zeichnungen, die Sie uns mittheilten, die uns genugsam überzeugten, daß Ihr Sinn für die Natur noch der alte ist, daß Sie Ihre Arbeiten noch immer durch geistreiche Gedanken beleben und bedeutend machen, und daß die in Italien angezündete Flamme des guten Styls und eines freieren Lebens noch wacker bey Ihnen fortbrennt. Nächstens sollen in Ihr heiteres Buch auch einige Worte von uns eingezeichnet werde, und wenn sie diese schönen Blätter zurückhalten, so versäumen Sie ja nicht, uns von Zeit zu Zeit etwas Neues zu senden. Besonders verlangend wäre ich, Ihre Cassandra, auch nur in dem leichtesten Federumrisse, zu sehen, wodurch man sich doch wenigstens die Composition vergegenwärtigt. Ich habe alle Blättchen aufgehoben, auf welchen Sie mit wenigen Strichen so viel Bedeutendes vor den Geist brachten. Herr Albers hat sehr viel Anlagen und ist von uns auf das Freundlichste behandelt worden. Ich danke Ihnen für die nähere Schilderung dieses werthen Mannes. Lassen Sie mich doch manchmal etwas von Ihren näheren Umgebung erfahren. Es ist höchst erfreulich, zu empfinden, daß frühere gute Verhältnisse durch Zeit und Entfernung nicht, leiden, ja sich eher durch fortdauernde Mittheilung verbessern. Goethe.