35/7. An Johann Jacob von Willemer Noch eine Irrung, theuerster Freund, ist in meiner Expedition bey'm Packen vorgefallen, die mir unangenehm ist, anstatt daß jene Verwechslung des Exemplars der Wanderjahre zu anmuthigen Verhältnissen Anlaß giebt. Die Direction der Literaturzeitung nämlich hatte mir ein Exemplar von dem Blatt 107 sogleich nach dem Abdruck zugestellt, damit ich es Ihnen sendete, zu Bewährung immer fortdauernder guter Bezüge; dieß sollte mit jenem Bande fort, war aber verkramt und nun haben Sie es auf dem gewohnten Wege gewiß schon erhalten. Eine solche Behandlungsweise Ihrer Arbeit war Ihnen gewiß nicht unlieb, ich wenigstens habe diesem Manne, den ich zwar nicht kenne, mich gewogen gefühlt. Daß Sie sich mit meinem Wanderer gern unterhalten würden durft' ich hoffen, denn eben deswegen bearbeiten wir uns ja selbst, damit wir an dem, was andere thun und leisten, desto gründlichern und herzlicheren Antheil nehmen können. Durch einige Arbeiten überzeugen wir uns, daß wir etwas vermögen; durch die Betrachtung fremden Thuns geht uns nach und nach ein Licht auf; daß die ganze Menschheit kaum hinreichend ist, sich aus sich selbst aufzuerbauen. Nun bereite ich mich zur böhmischen Reise, warum doch nicht zum Rhein und Mayn! Die Ärzte sind wunderliche Leute und wir auch. Vor meiner Abreise schreib ich noch und melde, wo ich von Ihnen zu hören wünsche. Lassen Sie mich dießmal nicht ohne Nachricht in den wilden Wäldern. Wenn sich das Wetter nicht bekehrt, so wird wenig Freude, ja kaum einige Genesung zu holen seyn. Freunden, die sich seit vier Wochen dort befinden, ist es übel genug ergangen; doch sind die Klagen so allgemein, daß man keine Außnahmen für sich fordern kann. Mögen Ihnen und der lieben Freundin alles zum besten gedeihen und Sie in guter Stunde meiner herzlich gedenken. treulichst Weimar den 11. Juli 1821. G.