41/56. An den FreiherrnCarl von Stein zum Altenstein Hochwohlgeborner Freyherr, hochzuverehrender Herr. Ihro Königliche Hoheit, mein gnädigster Fürst, hätten mich mit keinem angenehmern Auftrag beehren können, als dem: Ew. Excellenz durch Gegenwärtiges zu benachrichtigen, daß die gewünschte Mittheilung des jenaischen Codex, ältere deutsche Gedichte enthaltend, keinen Anstand finde. Er ist auf höchsten Befehl sogleich herüber gebracht und sorgfältig eingepackt worden, kann auch, wenn nicht etwa ein anderer Weg beliebig wäre, sogleich der fahrenden Post übergeben werden, weshalb mir weitere geneigte Antwort erbitte. Darf ich nach gemachtem Gebrauche hoffen, dieses der Akademie Jena so werthe Document auf dortiger Bibliothek in zwey bis drey Monaten wieder aufzustellen, so werde solches mit verpflichtetem Danke erkennen. Schließlich hoffe ich denn auch Nachsicht zu erhalten, wenn ich mich dieser Gelegenheit bediene, Ew. Excellenz zu erwähnen, nicht allein wie lebhaft ich die Gunst empfinde, welche Hoch Dieselben seit so langen Jahren mir und meinem Bestreben geneigt erzeigen wollen, sondern auch hiernächst dankbar zu bemerken, daß Hoch Dieselben durch Beförderung manches tüchtigen Mannes auch mir manche Förderniß und Nachhülfe erwiesen; wohin ich namentlich die Anstellung des werthen Ernst Meyer in Königsberg zu rechnen habe. Der ich, auch für die Folge mich zu wohlwollendem Andenken angelegentlichst empfehlend, mich in volkommenster Verehrung unterzeichne. Ew. Excellenz ganz gehorsamster Diener Weimar den 24. Juni 1826. J. W. v. Goethe.