41/134. An Sophie Doris Elise Meyer Aufschieben darf ich nicht, der Frau Gevatterin für den lieben Brief zu danken. Vorerst aber lassen Sie mich sagen, daß ich einige Jahre her durch die lästigen Geschäfte in der Enge gehalten, alle Umsicht nach außen beynahe verlor, nun aber, wieder befreyt und erlös't, mich so gerne nach den entfernten geprüften Freunden umsehe. In diesem Sinn erließ ich meine Sendung und freue mich nun, sie so wohl aufgenommen zu sehen. Der heitern Zeit, die Sie bey uns jugendlich zubrachten, erinnere ich mich immer gern mit Antheil, der sich auf's neue belebt, indem es Ihnen mit dem werthen Gatten und den theuern heranwachsenden Kindern so wohl geht. Ich hoffe künftighin öfter von Ihnen zu hören und an der vielfachen Thätigkeit Ihres Freundes lebhaftern Antheil zu nehmen. Einer Sendung an ihn schließe nächstens etwas bey, das Ihrem Wunsche sich nähert. Es ist noch übrig geblieben gerade aus der Zeit, wo ich die Freude hatte, Sie hier zu bewirthen; gegenwärtig dürfte es nicht mehr zu finden seyn. Meinen guten Pathen grüßen Sie schönstens, er möge uns allen zur Freude sich ausbilden; den kunstreichen Sohn lassen Sie immer, wenn auch ohne Anweisung, fortzeichnen. Besonders aber wünsche ich, er bossirte die überschickten Medaillen; auch nach der Natur Hände, Gesichter, Füße und dergleichen. Es ward einmal ein kleiner Fuß aus Thon von ihm hergesandt, der wirklich Aufmerksamkeit erregte. Auch den Flaxmanischen Homer lassen Sie ihn öfters zeichnen und wieder zeichnen; die menschliche Gestalt erscheint darin in gar trefflicher Bewegung. Soviel für dießmal; möge ich immerfort das Beste vernehmen. Mit den besten Grüßen und Wünschen. treu anhänglich Weimar den 15. September 1826. J. W. v. Goethe.