27/7604. An Johann Isaak von Gerning Durch Ihren ausführlichen Brief haben Sie mich endlich einmal wieder, mein theuerster Freund, gar sehr erfreut indem Sie mich mitten in Frankfurt versetzten. Nehmen Sie dafür den allerschönsten Dank und bringen mich bey den Liebegesinnten durchaus in Erinnerung. Haben Sie Sich nicht bey Aufzeichnung der Städelschen Verlassenschaft um eine Null verschrieben, so ist es wirklich zum Erstaunen; man sieht was man den Frankfurter Käuzen zutrauen kann. Sagen Sie mir von Zeit zu Zeit, was man für Anstalten trifft, auch was sonst Gutes in Frankfurt vorgeht, damit ich dessen im zweyten Heft gedenken könne, so wie Ihres kostbaren Geflügels. Könnte ich erfahren ob schon etwas von den Brasilianischen Producten nach Neuwied gekommen, so würde mir es angenehm seyn. Der Gedanke, wegen unseres Appellations-Gerichtes macht dieser Anstalt besondere Ehre, ich zweifle aber auch nicht daß sie es verdienen werde. Wenn die zur Souverainität gelangten kleinen Fürsten sich anschließen wollten, würden sie wahrscheinlich angenehm seyn, auch der Beytritt der freyen Stadt Frankfurt beiden Theilen ersprießlich, nicht so was die nordischen Städte betrifft. Der Zustand derselben und das rechtliche Interesse was daraus hervorgehen muß, ist allzuweit von dem unsrigen entfernt. Auch möchte das Gleichgewicht im Innern durch so große hinzutretende Massen gestört werden, da die Anstalt nach ihrer jetzigen Einrichtung eine sehr schöne Proportion hat. Geben Sie mir nähere Nachricht von irgend einem Erfolg. Die wiederkehrende Sonne bringt schon mehr Heiterkeit in unsere nördlichen Gauen, was diesen Sommer aus mir werden wird weiß ich noch nicht zu sagen. Wollen Sie indessen, bis ich die frischen Früchte wieder mit Ihnen genieße, etwas getrocknete, wohl eingepackt, auf der fahrenden Post unfrankirt mir übersenden, so wird diese Gabe meinem kleinen Haushalt sehr willkommen seyn. Hiebey erhalten Sie unsern Staats-Calender, mit dem Ersuchenden Frankfurter neusten, sobald er erscheint, mir gefällig dagegen zu senden. Glück und Behagen zum neuen Jahr Weimar d. 29. December 1816. Goethe.