37/18. An Carl Friedrich von Reinhard Sogleich, weil sich einiger Raum findet, vermelde, theuerster verehrtester Freund, die Ankunft des Paquets durch Herrn Wilmans, mit der Versicherung, daß es mir viel Vergnügen gemacht hat. Zuvörderst also hab ich mich selbst in fremder Sprache wieder zu studiren, denn ich erinnere mich kaum jenes früheren Unternehmens; soviel aber weiß ich recht gut, daß ich damals meinen Landsleuten den Genuß des wundersamen Dialogs, der mich so sehr interessirte, möglichst zu fördern wünschte. Wie es sich nun jetzt als selbstständiges, als bedeutend angekündigtes Werk ausnehme, muß ich erwarten. Auf alle Fälle kann ich zum voraus versprechen, daß ich den Übersetzern und Commentatoren ein freundlich Wort sagen werde, dem ich aber auch einigen Gehalt verleihen möchte, den ich nur aus näherer Kenntniß des Büchleins selbst zu schöpfen im Stande bin. Zugleich denk ich mich noch einer andern Schuld zu entledigen, und dem Übersetzer mein dramatischen Werke gleichfalls zu antworten, was ich schon längst versäumt habe. Herrn Oelsner danken Sie für seine Theilnahme; seine Schrift über Mahomed ist mir längst bekannt und traf vollkommen mit der Idee zusammen, die ich mir von dem außerordentlichen Manne gemacht, als ich ihn zum Helden einer Tragödie mir ausersehen. Und nun noch ein Wort von den Meinigen in absteigender Linie. Von dem ältesten Enkel kann man nicht Gutes genug sagen, er zeigt eine große Klarheit über alles, was ihn umgibt, hat eine glückliche Erinnerungskraft und es läßt sich leidlich mit ihm umgehen, ein musikalisches Talent scheint bey ihm vorwaltend. Was den jüngern betrifft, so muß man sich hüten ihn mehr als den ältesten zu schätzen; er besitzt alle jene Vorzüge nur mit mehr Kraft und Entschiedenheit wie er denn auch auf dem Wege ist, dem Bruder körperlich über den Kopf zu wachsen; woraus zu ersehen, daß wenn uns das Glück werden sollte Sie gelegentlich zu bewirthen, wir einen erfreulichen Pathen darzustellen hätten. Schließlich bemerke, daß Herr Canzler v. Müller jenen Auftrag gern übernommen, wobey zu wünschen ist, daß ihm das Geschäft gerathe. Tausend Lebewohl. treulichst Weimar den 18. April 1823. Goethe.