19/5392. An Carl Ludwig von Knebel Eine gute Gelegenheit, die nach Weimar geht, will ich nicht vorbey lassen, ohne dir auch einmal zu sagen, das es mir bisher ganz leidlich gegangen. Das Wasser bekommt mir sehr wohl, besonders seitdem ich eine Veränderung in der Curart gemacht und den Sprudel gegen mildere Quellen vertauscht habe. Übrigens lebe ich hier nach alter weise. Vor allen Dingen werden Steine gepocht, dann vor langer Weile allerley Geld vertändelt und im Spaziergehen manche Conversation geführt. Ich habe mehrere Bekanntschaften gemacht, worunter wohl der Resident Reinhard, der, nachdem er den Posten von Jassy verlassen mußte, auf sonderbaren Umwegen und durch ein eigenes Geschick hieher gelangt ist, wohl die interessanteste seyn möchte. Ich wünsche, daß du ihn kennen lerntest, wenn er auf seiner Reise durch Weimar kommt. Da er über Dresden geht, so berührt er vielleicht Jena nicht, sonst würde ich ihn dir addressiren. Andere will ich nicht nennen; da- gegen aber von ihnen erzählen, wenn ich wieder zu dir zurückkomme. Ich bin nun über 4 Wochen hier und fahre noch fort, in kleinen Portionen zu trinken, doch gedenke ich eine Zeit lang zu baden, und so möchte der Juli wohl hingehen, ehe ich euch wiedersehe. Der Ort und die Gegend sind gar anmuthig und bedeutend. Heute waren wir in Ellenbogen, dessen ich mich gar nicht mehr aus vorigen Zeiten erinnerte und das über alle Beschreibung schön liegt und sich als ein landschaftliches Kunstwerk von allen Seiten betrachten läßt. Das Wetter ist abwechselnd, doch mit unter gerade, wie man es braucht, und das ist ja eben soviel, als man verlangen kann. Der Herzog ist auch länger hier geblieben, als er sich vorgesetzt hatte. Ihm scheint das Wasser ganz gut zu bekommen. So viel für dießmal, in Hoffnung, dich bald wiederzusehen und dich mir den Deinigen gesund und froh anzutreffen. Carlsbad den 1. Julius 1807. G.