2/211. An Charlotte Kestner, geb. Buff [Frankfurt, März 1774.] Liebe Lotte, es fällt mir den Augenblick so ein, dass ich lang einen Brief von dir habe, auf den ich nicht antwortete. Das macht du bist diese ganze Zeit, vielleicht mehr als jemals in, cum et sub (lass dir dass von deinem gnädigen Herrn erklären) mit mir gewesen. Ich lasse es dir ehstens drucken – Es wird gut meine Beste. Denn ist mirs nicht wohl wenn ich an euch dencke? Ich binn immer der Alte, und deine Silhouette ist noch in meiner Stube angesteckt, und ich borge die Nadel davon wie vor Alters. Dass ich ein Tohr binn, daran zweifelst du nicht, und ich schäme mich mehr zu sagen. Denn wenn du nicht fühlst dass ich dich liebe, warum lieb ich dich? –! Goethe.