10/3113. An den Prinzen August von Sachsen-Gotha Sie haben mir, bester Fürst, einen lebhaften Beweiß Ihrer theilnehmender Freundschaft durch die Übersendung des Anzeiger Blattes gegeben. So überzeugt ich schon seit einiger Zeit von der Möglichkeit dieser Erfindung war, so hoffte ich doch nicht die Wircklichkeit derselben sobald vor Augen zu sehen. Ich werde sogleich die interessanten Versuche wiederhohlen und die Belehrung in einem mir so wichtigen Punckte Ihnen vor allen verdancken. Könnten Sie mir noch die neuste Dioptrick oder dioptrische Schrifft verschaffen, in welcher der Satz: daß zwey combinirte verschiedene Media die Farbenloßigkeit nie ganz vollkommen bewircken können, über allen Zweifel erhoben wird, so würden Sie mir eine große Wohlthat erzeigen. Denn die Clairautischen und Boskowitschischen Einwendungen sind aus der Theorie genommen und ihr Argument ist: die Neutonische Theorie ist richtig und also war die Dollondische Erfindung unmöglich . Man könnte aber mit eben dem Rechte sagen: die Dollondische Erfindung ist wircklich und also ist die Neutonische Theorie unrichtig . Ich hoffe aber die neusten Versuche, die mir unbekannt sind, geben die genausten Erfahrungen darüber an. Leben Sie recht wohl. Nehmen Sie noch tausendfachen Danck für Ihr Andencken und treten fröhlich ins neue Jahr. Ehstens erhalten Sie ein neues Opusculum, das Sie in frührer Gestalt schon kannten, das ich voraus in seiner wiedergebohrnen Gestalt empfehle. W. d. 30. Dec. 1794. Goethe.