49/10. An Johann Gottlob von Quandt Ew. Hochwohlgeboren nehme mir die Freyheit, in Gefolg Ihres gefälligen Letzten, ein an mich gerichtetes Promemoria unserer guten Künstlerin zu übersenden, woraus, wie mich dünkt, man mit Vergnügen sieht, daß sie sich auf die ihr zugegangene Erklärung wegen ihres Bildes lobenswürdig zusammengekommen hat. Da man gedachter ihrer Arbeit unverkennbare Vorzüge einräumt und die Künstlerin selbst auffordert, gewisse darin vorkommende Unrichtigkeiten zu verbessern, so kann ich ihrem Wunsch, nach Dresden zu gehen, meinen Beyfall nicht versagen. Denn wo könnten diese Mängel eher ausgetilgt werden als unter den Augen derjenigen, welche sie entdeckt und sie nachzuweisen am ersten verstehen, als an einem Orte, wo soviel zusammentrifft, um dem willigen Künstler die Augen zu öffnen. Der Wunsch, gedachte Verbesserungen unter Beystand eines dortigen vorzüglichen Künstlers vorzunehmen, scheint mir so bescheiden als der Sache gemäß; wenn Ew. Hochwohlgeboren einen solchen zu dieser Gefälligkeit bestimmten, so würde sie alsobald nach Dresden hineilen und einen später vorgesetzten Aufenthalt daselbst um einige Wochen vorrücken. Wenn man nun aus allen unverwünschten Ereignissen womöglich Vortheil zu ziehen bemüht seyn soll, so würde ihr dießmaliger dortiger Aufenthalt nicht allein dieses Bild, sondern zugleich ihre ganze Kunstthätigkeit fördern und unserm guten Frauenzimmer, dem es wirklich Ernst ist, etwas zu lernen und zu leisten, eine neue Lebensepoche eröffnet werden, für welchen Fortschritt sie Ew. Hochwohlgeboren Sorgfalt wie bisher so für immer zu danken hätte. Ich von meiner Seite würde nicht verfehlen, einer so schätzbaren Person in diesem Falle hülfreiche Hand zu leisten. Einen solchen vermittelnden Weg Ew. Hochwohlgeboren zu geneigten Beyfall bestens empfehlend, schließe ich für dießmal. Von den Arbeiten des jungen Prellers, der so eben aus Italien zurückkommt und ein reiches Portefeuille Studien nach der Natur mitbringt, thue nächstens einige fernere Erwähnung. Hochachtungsvoll gehorsamst Weimar den 23. Juli. 1831. J. W. v. Goethe.