34/186. An Joseph Stanislaus Zauper Den schuldigen Dank, mein werthester Herr, für die angenehme Sendung trage nur kurz und eilend ab, damit ich nicht dießmal, wie schon oft geschehen, durch Zaubern und Unterlassen mich versündige. Da Sie so genau von mir unterrichtet sind, mein Können, Wollen und Thun so liebevoll durchdringen, werden Sie sich selbst sagen, was Ihr schätzbares Büchlein auf mich gewirkt hat. Zu guter Stunde empfing ich's und sah man, wahrhaft gerührt, mich vor mir selbst, in einer langen Reihe von Vorsätzen, Gefühlen, Gesinnungen und Thätigkeiten, fließend, vorüberziehen; wie sich freylich das Leben dem, der es selbst durchgeführt hat, nicht darstellen kann. Keinen weiteren Betrachtungen darf ich mich überlassen; genüge Ihnen gegenwärtige Sendung für den Augenblick. In der Maskenreihe finden Sie wohl manches, was Ihnen zusagt. Ohne einen so bedeutenden Anlaß, ohne diese aufgedrungene seltsame Form hätte das alles nicht gesagt, noch dargestellt, noch überliefert werden können. Ungern schließe ich und muß doch noch erwähnen, wie sehr es mich gefreut hat, daß Sie das geistlose Benamsen und leblose Vorführen lebendiger poetischer Producte, wogegen ich im Divan mit Mäßigung geeifert, praktisch zur Seite gedrängt und, wie wenig hinreichend jene Unmethode sey, gefühlvoll und geistreich ausgesprochen. Ich hoffe diesen Sommer wieder nach dem lieben Böhmen zu gelangen; vielleicht treffen wir uns irgendwo zu erquickender belehrender Unterhaltung. Schreiben Sie mir, daß Sie Gegenwärtiges empfangen haben und melden, ob ich Ihnen manchmal eine literarische Neuigkeit, welche vielleicht sobald zu Ihnen nicht käme, mit der Post oder auf sonst einem Wege senden kann. Für die mir und meinen Arbeiten gegönnte liebevolle Aufmerksamkeit und Theilnahme von Herzen dankbar. treulichst Weimar, den 9. April 1821. Goethe.