42/129. An Carl Friedrich Zelter Dein gewichtiges Wort: daß der grundoriginale Bach doch auch einen fremden Einfluß auf sich wirken lassen, war mir höchst merkwürdig, ich suchte gleich Franz Couperin in dem biographischen Lexikon auf und begreife wie, bey damaliger großer Bewegung in Künsten und Wissenschaften, etwas Gallicanisches herüberwehen konnte. Zunächst gehen mit dem Postwagen eine Partie Medaillen an dich ab; ein Paquetchen an die Herzogin von Cumberland übergebe ich deiner Sorgfalt zu beliebiger gefälliger Ausrichtung. Andere einzelne Päckchen sind mit Inschriften versehen, andere ohne dieselben, alle jedoch mit meinem Ringe versiegelt, wenn du irgend ein Exemplar in meinem Namen verschenken wolltest, sonst aber sind sie durchaus deiner Disposition überlassen. Um wieder zu Couperin und Bach zurückzukehren, ersuche ich dich schönstens: du mögest demjenigen, was du den französischen Schaum nennst und den du dir von dem deutschen Grundelement abzusondern getraust, einige gewichtige Worte gönnen und auf irgend eine Weise mir dieses belehrende Verhältniß vor den äußern und innern Sinn bringen. Prinz Carl ist wieder angekommen, und unsre liebe Jugend erfreut sich wieder einander sich anfassender Hoffeste. Nächstens den Schluß von Kunst und Alterthum; es drängte sich so viel Material zu, daß ich bis auf 14 bogen gelangt bin. Die letzten Blätter sollst du Hoffentlich gesteigert finden. Könnte ich die Herausgabe dieser Hefte beschleunigen, so daß alle Vierteljahr eines erschiene, so würden sie lebhafter und für den Augenblick interessanter seyn; jetzt bleibt manches liegen, das veraltet, wenigstens nicht mehr den Augenblick berührt. Für Chladni ist es recht Schade; es war ein thätiger und guter Mensch, der dem Gegenstande dem er sich einmal ergeben hatte treu blieb, und so hat er in den entgegengesetztesten Dingen recht glücklich gewirkt. Man sieht er konnte sich rein interessiren, und so gewannen ihm die Meteorsteine nach den Klangfiguren Liebe und Neigung gründlich ab zu unablässigem wissenschaftlichen Behandlen. Die so hübsche als geschickte Facius hat einen Brief, den ich an Doris mitgab, verloren. Hatte sie nicht den Muth sich auch ohne diese Einleitung zu melden, so laß sie doch aufsuchen; bey Professor Rauch ist sie zu erfragen, der sich ihrer annehmen will, eben so bey dem alten Posch, der sie mit nach Berlin genommen hat. Weimar den 22. April 1827. Nun etwas in Bezug auf das mit dem Postwagen abgesendete Paquet. Es befinden sich darin: 1) Zwey Exemplare Manzoni, für dich und Streckfuß, dessen Übersetzung gewiß auch durch diese Ausgabe gefördert wird. Ihm die schönsten Grüße. 2) Ein Päckchen, überschrieben: An die Frau Herzogin von Cumberland, dessen Besorgung dir wohl nicht sauer ankommen wird. 3)Vier Päckchen mit Überschriften zu gefälliger Besorgung; drey ohne Überschrift zu deinem Gebrauch, sämmtlich weiß die Jubelmedaille enthaltend. 4) Die drey blauen enthalten die Genfer Medaille. Wolltest du von diesem sechs etwas in meinem Namen verehren, so sind sie deshalb gesiegelt und du schreibst wohl die Adresse drauf. Sodann bemerke, daß ich gestern Abend, bey Revision unsrer Correspondenz, mit Riemer, mich an deinem herrlichen Brief vom 20. März 1824 höchlich erfreute, wo du, in Gefolg einer Entwickelung des Händelschen Messias, gar herrlich ableitest, wie der aus dem Canto fermo entstandene Choral sich nach und nach vierstimmig entfaltet. Dieß gibt mir die nächste Hoffnung, du werdest mich auch fernerhin werth finden, mich über Ähnliches aufzuklären und also nächstens mit mir über Couperin und Bach freund-brieflich conversiren. Verzeih diesem fragmentarischen Blatte! Es geht um mich sehr wild zu, so daß ich in die beiden größten menschlichen Fehler zu verfallen in Gefahr bin: in's Versäumen und Übereilen . Das Paquet ist gepackt und folgt diesem auf dem Fuße. Tausend Lebewohl, Glück zum neuen Quartier und zum befriedigen Abschluß der Charwoche! unwandelbar Weimar den 21. April 1827. G.