49/116. An Doris Zelter [Concept.] Die Rübchen sind glücklich angekommen und vermehren herkömmlich, dankbarlichst empfangen, unsre mannigfaltigen Wintervorräthe. Noch besser würden sie schmecken, wenn wir hoffen dürfen, Ihnen davon in guter Gesellschaft anzubieten; daher versichere ohne weiters daß Sie uns zu Weihnachten oder Neujahr durch Ihre Gegenwart sehr erfreuen würden. Ich besprach es mit Ottilien und sie denkt, daß es ohne beiderseitige besondere Unbequemlichkeit thunlich seyn werde, Sie bey sich zu logiren. Auf alle Fälle kennen Sie das Quartier im Schwan, welches zur Aushülfe bereit steht. Versorgen Sie den guten Vater vor der Abreise und bringen ihm, zu allenfallsiger Entschädigung des Entbehrens, von uns die besten Nachrichten. Die Kinder sind ein muntres leidliches Volk, deren Beginnen eher unterhalten als lästig wirkt. Auch unser Theater kann ich einer Berlinerin verhältnißmäßig empfehlen. Wenn schon enger beysammen, ist es doch nicht ohne Verdienst, gewisse Partien lobenswürdig, andere vorzüglich; und man schmeichelt mir, ein gewisses Fundament früherer Zeit sey noch geblieben auf welchem mit Geschmack und gutem Willen, nicht weniger mit bedeutenden Aufwand fortgebaut werde, und es sollte mir sehr angenehm seyn, auch hierüber von Ihnen ein versicherndes Zeugniß zu vernehmen. Ottilie grüßt zum schönsten und ich kann versichern, daß Sie, meine liebe Doris, durch das Aus- und Eingehen, Hin- und Herwandern, abrupte so wie im Kreis sich bewegene Besuche abwechselndes Vergnügen genießen würde, wo mancher gute Gedanke aufgefordert und manche Empfindung erregt wird. Empfehlen Sie mich zum schönsten in Ihrem tonreichen Kreise, der sich in palastähnlichen Räumen bewegt. In Gedanken bin ich oft daselbst, wo mir persönlich aufzuwarten nicht gelingen sollte. – Ich will nur abbrechen und habe Vorstehendes dictirt in Hoffnung, bald die Fortsetzung mündlich anzuknüpfen. Alles Gute, Schöne, Wünschenswerthe. Weimar den 26. November 1831.