34/262. An Carl Friedrich von Reinhard Ihre freundliche köstliche Mittheilung vom 29. April erst jetzt dankbar erwidernd übersende, mit wenig Worten, eilig die letzten Aushängebogen von Kunst und Alterthum; ein Wanderer folgt zunächst, dem ich eine herzliche Theilnahme erbitte. Dießmal hat wirklich Jubilate wie ein Gespenst vor mir gestanden. So alt man auch wird, bleibt man immer unmäßig im Unternehmen, und wie lüsterne Weiber, der Geburtsschmerzen uneingedenk, sich bald wieder zu neuen Gefahr bringenden Vergnügungen hinreißen lassen, so sind wir Autoren doch auch; schon ist ein neues Heft Kunst und Alterthum unter der Presse, ingleichen ein morphologisches. Wie anders aber sollte Diogenes seine Existenz in dieser bewegten Welt bethätigen? Daß Sie mir verzeihen, Sie auch in unsere Zauberkreise hereingezogen zu haben, beruhigt mich völlig; ich habe leider die bewußte Stelle nicht in ihrer ganzen Kraft bringen können, da ich sehr ängstlich bin, durch irgend eine Indiscretion Freunde zu compromittiren. Ich darf also hoffen, daß, wenn Sie irgendwo in der Folge auf Ihre Gedanken und Worte treffen, Sie mir es weder verargen noch als Plagium anrechnen werden. Herrn von Wangenheim, der nur bis Gotha gekommen, bedauere nicht gesehen zu haben; empfehlen Sie mich dem Werthen allerschönstens. Nun vermelde schließlich, daß ein Faß des köstlichen Weines auf Flaschen gezogen, sogleich Ihre werthe Gesundheit getrunken und dem Pathen gebührlich die Lippen genetzt worden; er wächst, wie sein Bruder, gedeihlich heran. Soviel für dießmal, nächstens wird der Wanderer eintreten, mit Bitte, die Unterhaltung fortsetzen zu dürfen. Mögen Sie mir das Programm zu dem Feste schicken, das Sie zur Feyer der Taufe Ihres gottgegebenen Prinzen veranstalteten; Zeitungen melden nur das Allgemeinste, ich möchte es wenigstens im Geiste nachfeyern. treulichst Weimar den 25. May 1821. G.