39/57. An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl Wie sollt ich, theurer, geprüfter Herr und Freund, Ihre Rückkehr nach Berlin vernehmen, zugleich mit der Nachricht daß Sie Ihr wichtiges Geschäft wieder übernommen haben ohne daß ich mich, um der Sache und um Ihrer selbst willen, deshalb erfreute. Das Theater bleibt immer eine der wichtigsten Angelegenheiten, es knüpft sich aus Vorsatz und durch Zufall gar vieles daran, daß dem jüngeren Manne, der sich eine Zeitlang diesem Kreise gewidmet, eine gewisse Leere bleiben muß, wenn er sich nicht mehr damit beschäftigt. Selbst in meinen alten Tagen, da ich jetzt manchmal das Theater besuche, fühl ich einen stillen Trieb und Wunsch hie und da wieder einzugreifen und mit wenigen Andeutungen günstige Wirkung hervorzubringen. Mögen Sie, mein Theuerster, die mannichfaltigen Unbilden dieses Geschäftes nur leidlich berühren; ist doch keins unter allen denen die wir unternehmen können, das nicht mehr oder weniger einer Seefahrt zu vergleichen wäre; da wir denn immer von Glück zu sagen haben, wenn es uns nicht so greulich behandelt wie die Ostsee in diesen Tagen jene Unglücklichen die sich als Anwohner, oder als Schiffende ihr früher oder später anvertraut. Sodann aber freut Sie gewiß, wenn ich glücklicherweise zu vermelden habe, daß ich diese Monate her ohne Anstoß zugebracht, so daß ich, mit einer meinen Jahren geziemenden Genügsamkeit, bekennen darf: mich verhältnißmäßig wohl befunden zu haben; wenigstens sah ich mich keinen Tag ausser Thätigkeit gesetzt und so ist denn manches geleistet und vorgearbeitet worden. Mit vielem Dank folgt denn auch hier das Exemplar des Paria und zugleich oder doch nächstens das Ölbild die Hütte vorstellend. Gerade diesem Stück, habe ich einige Sorgfalt gewidmet und erkenne dankbarlich geneigte Beyhülfe, es hat sich gut gemacht und ich denke es soll sich halten. Neigung und Theilnahme! Treulichst Weimar d. 2. Jan. 1825. Goethe. zu frohem Beginnen!