35/155. An Joseph Sebastian Grüner Daß der verirrte Roman sich wieder gefunden, freut mich sehr; der Verlust wäre zu ersetzen gewesen, aber mit Umständen und Unbequemlichkeiten. Ich habe Herrn v. Stein zu seiner Beruhigung sogleich davon in Kenntniß gesetzt. Der Hörner-Zügel ist glücklich angelangt und wohl gerathen, auch sogleich in Jena an ein Ochsenskelett angelangt worden; erfahrene Ökonomen bey uns wußten nichts davon, deshalb man denn freylich in fremde Länder reisen muß. Daß Herr Huß den geheimen Schatz herausgegeben, ohne daß wir selbst nöthig gehabt, ihn den Drachen und Ottern abzukämpfen, ist mir gleichfalls höchst angenehm. Mögen Sie solchen in einem Kästchen, größer oder kleiner, mit irgend einer Beylage auf der fahrender Post hieher senden, so erhalte ich solches ganz sicher. Sogleich erfolgt alsdann eine bedeutendere Sendung von mancherlei altem Gemünzten, nicht weniger ist an Sämereyen gedacht worden, woran es auch nicht fehlen wird; nur Verzeihung, wenn dieses und jenes langsamer erfolgt, denn es stürmt gar mancherlei auf mich zu. Können Sie bey solcher Gelegenheit dem vortrefflichen Huß einige Daumenschrauben ansetzen, damit er bekenne den eigentlichen Fundort jener sogenannten Augiten, weil daran dem Geognosten gar viel gelegen ist, und das Vorkommen eines Minerals Licht über das Mineral selbst verbreitet. Herr Grafen Auersperg Excellenz wünsche bey jeder Gelegenheit bestens empfohlen zu seyn, dessen Schreiben hat mich freundlichst angeblickt und mich an die bedeutenden Stunden jenes schönen Zusammenseyns gar lieblich erinnert. Auf die Sittenschilderung des Eger- Kreises von Ihrer Hand bin ich sehr verlangend, besonders ist es wichtig, denn wunderlichen Punct der nächtlichen Besuche sich recht deutlich zu machen; denn der Widerspruch einer solchen Handlung mit der übrigen Förmlichkeit der Sitten muß doch auf irgend eine Weise psychisch und moralisch gelöst werden können. Das was Sie mir darüber schreiben, ist mir nicht ganz klar, ich bitte daher im gelegentliche Wiederholung. Das Beste wünschend treulichst Weimar den 2. December 1821. Goethe.