23/6339. An Christiane von Goethe Carlsbad den 3. Juni 1812. Heute wollen wir nicht mehr als das Nöthige sagen, da wir den Tag engegensehen, an welchem wir hoffen können euch hier zu empfangen. Wenn es im Ilmthale schön ist, so könnt ihr gewiß denken, daß es im Töpel und Egerthale gleichfalls herrlich aussehe. Zu gewissen stunden wünscht man sich mehr Augen, damit man nur alles recht einnehmen könne. Bis jetzt sind sechs und vierzig Familien hier; der Erbprinz von Mecklenburg ist gestern hier angekommen, welches du in Weimar verkündigen kannst. Den 21. sollt ihr eine wohl eingerichtete Haushaltung finden und es euch darin recht wohl seyn lassen. Mich abzuholen wird kein Wagen bestellt; ich will eure Ankunft erst abwarten und mich nachher entschließen. Lebet recht wohl! grüßet alle Freunde. Hier folgen nun einige Commissionen. 1) Einige Buch Papier von dem, auf welches gegenwärtiger Brief geschrieben ist. es liegt davon in meiner untersten Schublade rechts des großen Schreibtisches. Wäre es ja ausgegangen, so verschaffst du solches wohl von der Geheimen Canzeley. 2) Eine Stange gut Siegellack. 3) Ein Exemplar der Wahlverwandschaften. Sie liegen in derselben Schublade, die oben bezeichnet ist, aber ganz hinten. 4) Da der Zucker hier so theuer ist wie der Caffee, so bringe dir auch welchen mit. 5) Unter den angenommenen Briefen wird ein Brief von Magister Stimmel in Leipzig seyn, (ich liege ein Blättchen von seiner Hand mit bey). Diesen macht August auf, und wenn er, wie wahrscheinlich, Nachricht enthält, wie es mit der Hackertischen Verloosung abgelaufen, so wird er solchen an Hofrath Meyer übergeben, welcher die Gefälligkeit haben wird, Durchl. die Herzoginn und Erbprinzeßinn mit dem Inhalt bekennt zu machen. Beyde Damen haben eingelegt. 6) Fragt Herrn Hofrath Meyer, ob er an mich etwas zu bestellen hat? G. Nunmehr wüßte ich weiter nichts zu sagen; sollte mir noch etwas einfallen, so habe ich noch zwey Posttage, an denen ich Briefe absenden kann, die ihr erhalten könnt. Frau von Reck hat mir von Töplitz geschrieben und läßt dich schönstens grüßen; sie wird in diesen Tagen erwartet. Graf Zichy hat auch nach dir gefragt. Nun lebet schönstens wohl! wenn ihr nach Ankunft dieses Briefs noch einmal schreibt, so kann ich den Brief vor dem 21. erhalten.