25/7116. An Heinrich Friedrich von Diez Hochwohlgeborner Insonders Hochverehrter Herr! Ew. Hochwohlgeboren werden ein geringes Zeugniß meiner Dankbarkeit für so viele und schätzbare Belehrungen freundlich aufnehmen. Das Buch Kabus vereinigt mich und meine Freunde schon geraume Zeit in der angenehmsten Unterhaltung, indem darin die verschiedensten Schicksale, Beschäftigungen und Liebhabereyen auf die vernünftigste Weise geregelt werden, es sey nun von Zuständen die Rede, die uns nur historisch und analog interessiren, oder sich bis auf unsere Zeit wirklich fortsetzen. Und so will ich so vieles andere nicht berühren, auch für das angenehme Tulpengeschenk nur mit wenigen Worten aufrichtig danken. Erlauben Hochdieselben mir zugleich einige Anfragen, und zwar zuerst, was die auf dem beygefügten Deckel befindliche Schrift für ein Buchanzeige? Sodann wünschte einige Kenntniß von dem türkischen Roman Vamek und Ada zu erhalten, besonders auch zu erfahren, worin etwa das Charakteristische ihrer Personen und Schicksale besteht, wodurch sie sich vor andern Liebenden auszeichnen. Herbelot hat sich gar zu kurz gefaßt. Wobey ich mir zunächst die Erlaubniß ausbitte, in einem Reiche, worin ich nur als Fremdling wandle, indessen Sie es unumschränkt beherrschen, manchmal Ihren Schutz und Ihre Gunst anrufen zu dürfen. Ew Hochwohlgeb. gehorsamster Diener Weimar d. 20. May 1815. J. W. v. Goethe.