38/149. An Carl Friedrich Zelter Ich freue mich sehr daß es dir mit Troilus und Cressida gelungen ist, oder vielmehr dem Stück mit dir. Wie ich ein Todfeind sey von allem Parodieren und Travestiren hab ich nie verhehlt; aber nur deswegen bin ich's, weil dieses garstige Gezücht das Schöne, Edle, Große herunterzieht um es zu vernichten; ja selbst den Schein seh ich nicht gern dadurch verjagt. Die Alten und Shakespeare setzen an die Stelle dessen was sie uns zu rauben scheinen wieder etwas höchst Schätzenswerthes, Würdiges und Erfreuliches. Auf diese Weise hat dich denn auch das fragliche Stück eingenommen, ergötzt und befriedigt und zwar im ganz richtigen Sinne. Über den Cyklops des Euripides liegt ein kleiner Aufsatz unter meinen Papieren der freylich Erweiterung und nähere Bestimmung forderte; vielleicht werde ich hiezu durch deine Anregung aufgemuntert. Den Thaerischen Gesang hab ich diese Tage recht hübsch gehört, auch mich daran auf's neue erfreut wie mit jeder Strophe die Pertinenz mit der Empfindung sich erhöht. Rauch geht nun ab; ich hätte ihn gern noch einige Tage länger besessen, besonders da die Societät, auf ächt berlinische Weise, mir einen großen Theil der Zeit verkümmert hat. Doch sind wir über Bild und Gleichniß einig geworden; schaut nun das Begonnene freundlich an helft weiter. Nächstens kommt das schon unter den Händen des Buchbinders sich befindende neuere Heft von Kunst und Alterthum. und immer so fort Weimar den 26. Juni 1824. G.