32/56. An Johann Friedrich Ludwig Wachler Unter die schönsten Gaben, die ich zu meinem Feste wohlwollenden Landsleuten verdanke, gehört gewiß Ew. Wohlgeborenen Sendung. Nur stellenweise konnte ich Ihr bedeutendes, mit so vieler Sorgfalt gearbeitetes Werk mir zueignen, und ich habe durchaus darin gefunden, was mit meiner Überzeugung zusammentraf. Ferner hab ich zu danken für manche Belehrung über mittlere Epochen, in denen ich weniger bewandert bin; so wie für neue und frische Blicke auf Gegenstände, die mir zwar nicht unbekannt waren, deren Ansichten aber sich durch Zeit und Zerstreuung abgestrumpft hatten. Den Artickel mich selbst betreffend konnte ich nur mit Rührung aufnehmen. Es ist der Mühe werth lange zu leben und die mancherlei Pein zu ertragen, die ein unerforschlich waltendes Geschick in unsere Tage mischt, wenn wir zuletzt über uns selbst durch andere aufgeklärt werden, und Problem unseres Strebens und Irrens sich in der Klarheit der Wirkungen auflös't die wir hervorgebracht haben. Diesen schönen Genuß zu verdienen, werde ich nicht aufhören, meine Freunde und Landsleute theilnehmend im Sinne zu tragen und manches, was gearbeitet und vorbereitet daliegt, mittheilbar zu machen. Ich wünsche daß es mir gelinge, auch Ihnen noch etwas Erfreuliches darzubringen. aufrichtig ergeben Weimar den 24. October 1819. Goethe.