19/5365 a . An Johann Christian von Mannlich Ew. Hochwohlgeboren erhalten hiebey die kurzgefaßte Kunstgeschichte mit vielem Danke zurück. Die hiesigen Kunstfreunde sind mit mir Überzeugung, daß sie als Vorrede zur Beschreibung der Schleißheimer Gallerie gar wohl stehen werde. Wer mit diesen Sachen schon bekannt ist, wiederhohlt sie sich gern im Kurzen, und für den, der sich erst unterrichten will, ist eine solche Darstellung eine große Wohlthat. Wie viele Fremde sehn nicht eine solche Gallerie, und gar mancher weiß weder was er sieht, noch was er sehen soll. Wie gut ist es daher, ihn gleich bey dieser Gelegenheit, da er bedeutende Kunstwerke vor Augen hat, auf die Geschichte der Kunst aufmerksam zu machen; ihn aufmerksam zu machen, daß solche Werke nur successiv entstehen konnten, und ihm von dieser Succession einen allgemeinen Begriff zu geben. Auf diese Weise wird mancher angeregt und vieles Gute gestiftet. Was Ew. Hochwohlgeborenen wegen Ausstellung des Gemähldeschatzes mitgetheilt uns gleichfalls sehr schätzbar. Sie werden ehstens in dem Intelligenzblatt der A. L. Z. finden, welchen Gebrauch wir davon ge macht, und ich hoffe es soll zu Ihrer Zufriedenheit gereichen. Wir gehn zwar noch etwas weiter als Sie selbst, indem man ja allerley wünschen und vorschlagen kann; allein Ihre Behandlungsweise erhält dadurch noch verstärkte Argumente, die, wie wir wenigstens glauben, keinem Widerspruch unterworfen sind. Wie sehr sollte mich's freuen, persönlich einmal Zeuge Ihrer schönen Bemühungen zu seyn und die trefflichen Sachen theils wieder zu sehen: Denn die Düsseldorfer und Mannheimer ja die Münchner selbst sind alte Bekannte; doch letztere, wegen Länge der Zeit, mir fast aus dem Gedächtniß geschwunden. Für die letzte Sendung von Rom habe ich nur noch im Allgemeinen gedankt. Ich darf aber nicht verschweigen, daß sie dießmal besonders gut ausgefallen ist, ja vielleicht war sie unter allen die vorzüglichste, nur bey dem Packen bleibt immer etwas zu desideriren. Ich habe daher auf einem Beyblättchen meine Wünsche geäußert. Mit den lebhaftesten Empfehlungen an meine vortrefflichen Münchner Freunde unterzeichne ich mich mit vorzüglicher Hochachtung und Anhänglichkeit Ew. Hochwohlgeb. ganz gehorsamsten Diener Weimar den 8. May 1807. J. W. v. Goethe.