36/150. An Sulpiz Boisserée Heute nur weniges, mein Theuerster, da es eigentlich nur eine Bestellung ist. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog glaubten bisher auf die Sammlung der herrlichen Steindrücke nach Ihren Gemählden subscribirt zu haben, es müßte dieß durch Artaria geschehen seyn; da aber keine Abdrücke angekommen, so unterblieb es wohl. Ich erhielt daher den Auftrag, Ein Exemplar bey Ihnen unmittelbar zu bestellen, und ersuche Sie, mir eine Auswahl recht schöner Abdrücke für Ihro Hoheit zukommen zu lassen. Es wird wohl am besten seyn, wenn Sie gleich dazu ein hübsches Portefeuille machen lassen und solches in einem Kasten, wohlverwahrt, durch die fahrende Post, übersenden. Mögen Sie Probedrücke von Ihrem Domwerk gleich mit beypacken, oder, weil sie größer sind, auf einer besondern Rolle übersenden, so wird es Ihro Hoheit angenehm seyn; ich besitze nur die Seitenansicht welche ich vorwies. Erblicke ich die sämmtlichen Blätter, so regt sich auch wohl Ihr nur allzulange ruhendes Manuscript. Nach Beschauung sende sie, wenn es verlangt wird, sogleich zurück. Leben Sie recht wohl mit den lieben Ihrigen und sagen mir bey dieser Gelegenheit auch ein Wort. Meine Arbeiten gehen sachte ihren Gang, an den bekannten Heften wird wieder gedruckt; die schönen Tage waren noch wohl zu genießen, ich hoffe, ununterbrochene Thätigkeit soll mir auch den Winter hinaushelfen. An Ihren Besuch habe zwar nicht recht geglaubt, die Hoffnung auf denselben aber doch ungern aufgegeben. treulichst Weimar den [31.] October 1822. Goethe.