13/3959. An August Wilhelm Schlegel Ew. Wohlgeb. sende die Burg von Otranto in einer neuen Hülle zurück. Wenn auch diese gleich der vorigen wird abgelesen seyn, so möchte wohl vom Buche selbst nicht viel übrig bleiben. Die Recension von dem Knebelschen Properz scheint mir sehr gut und zweckmäßig gerathen und der Gedanke den Verfasser mit sich selbst zu vergleichen ist freundlich und fruchtbar. Ein Mann wie Knebel verdient eine zarte Behandlung, da er von Natur zum umändern und ausbessern so sehr geneigt ist. Was ich für ihn wünschte wäre daß er sich mit Ihnen in Connexion setzte, um Ihres Rathes bey der Übersetzung des Lucrez, auf die er eine unsägliche Arbeit verwendet, zu genießen. Er liegt, wie Sie aus seiner Vorrede bemerkt haben, noch an einer kleinen grammatisch prosodischen Opposition krank. Es würde ihm bey seiner Arbeit zum größten Vortheil gereichen, wenn wir ihn davon heilen könnten, so daß er die unleugbaren Fortschritte, die man in den letzten Zeiten gemacht hat, anerkennte, gewissen Grundsätze zu befolgen sich entschlösse, und dadurch seinem Vers gewiß manchen Vortheil verschaffte. Ich mache ihn hierauf in einem Briefe aufmerksam so wie ich mich darüber bald mit Ihnen zu unterhalten hoffe. So eben empfange ich den zweyten Theil von Sternbald worüber ich nächstens mehr schreibe oder spreche. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Weimar am 28. Dec. 98. Goethe.