9/2915 a . An Georg Christoph Lichtenberg Wohlgebohrner! Hochgeehrtester Herr! Könnte es Ew. Wohlgeb. bekannt seyn, wieviel ich Denenselben in dem Studio der Naturlehre schuldig geworden, so müßten Sie es ganz natürlich finden, daß ich eine Gelegenheit ergreife Ihnen dafür Dank zu sagen. Die Achtung die ich für Dieselben hege, läßt mich zugleich den lebhaften Wunsch empfinden, daß meine Beyträge zur Optik Ihnen nicht uninteressant scheinen mögen. Ew. Wohlgeb. erhalten durch einen Fuhrmann ein Kästchen, dessen Inhalt auf den beyliegenden Blatte bezeichnet ist, und ich wünsche demselben eine gütige Aufnahme. Da ich Versuche, welche ich in meinem ersten und zweyten Stücke der optischen Beyträge den Liebhabern der Naturlehre empfehle, sich alle auf einen einzigen Hauptversuch zurückführen lassen und in einer Reihe betrachtet lehrreich sind, wenn sie einzeln genommen den Beobachter mehr verwirren können, so sind die kleinen überzogenen Gestelle bequem sie im Ganzen zu übersehen, und die mannigfaltigen Verhältnisse und Verbindung mit Einem Blicke zu beobachten. Wenn Ew. Wohlgeb. sie in Ihren Musäo aufzustellen für werth halten, so sind es mir zum größten Vergnügen gereichen. Sie erlauben mir, daß ich Denenselben so wie ich fortfahre, weiter von meinen Arbeiten Rechenschaft gebe. Es ist meine Absicht, daß diese Kleinigkeiten Ihren auf keine Weise lästig seyn mögen. Es hat daher der Fuhrmann, wie sein Frachtbrief besagt, Ihnen dieselben völlig frey zu überliefern. Ich empfehle mich Ew. Wohlgeb. geneigtem Andenken und wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden. Ew. Wohlgeb. ergebenster Weimar den 11. May 1792. Goethe.