31/125. An Johann Gottfried Eichhorn [Concept.] Nachdem ich nun schon mehrere Tage den Verlust eines vieljährigen Freundes und Mitarbeiters, des Herrn Staatsministers von Voigt, betrauert und mich der entschiedenen Einwirkung auf mein Leben dankbar schmerzlich erinnert, so wende ich mich nun wieder zu den Geschäften die uns sonst gemeinsam oblagen und bei welchen ich immer einer kräftigen Theilnahme mich zu erfreuen hatte. Hier will es nun eine der ersten Angelegenheiten seyn Ew. Wohlgeboren zu ersuchen, die dem theuern abgeschiedenen Manne gegönnte Neigung auf mich zu übertragen und, wie sonst ihm, also auch mir in der Folge mit gütigem Rath und Beistand nachzuhelfen. Ich darf diesen Wunsch um so eher aussprechen als Herr Dr. Noehden gewiß berichtet haben wird, daß ich unter diejenigen gehöre welche Ew. Wohlgeboren die Berufung dieses vorzüglichen Mannes höchlich verdanken und, um sein selbst und um Ihretwillen, ihm so viel nur vermögen, förderlich und dienstlich zu seyn gedenken. Auch die Bemühungen wegen der Heilsberger Inschrift weiß ich anzuerkennen und bitte fernerhin diese vaterländisch-antiquarische Angelegenheit nicht aus den Augen zu lassen. Über die, zwar einsichtige, aber etwas herbe Mißbilligung des vortrefflichen Herrn Geheimen Cabinettsrath Kopp in Mannheim hat Herr Professor Grotefend in Frankfurt a. M. uns durch freundliche Theilnahme vorläufig getröstet. Dieser würdige Mann beschäftigte sich schon lange mit gedachter Inschrift. Er setzt sie freilich auch in's dreizehnte Jahrhundert, behält aber an mehreren Stellen die von Hammerische Lesart bei und giebt dieser Tafel einen höchst bedeutenden historischen Sinn. Der Stein selbst, der bisher an einem sehr ungünstigen Orte gestanden, wird versetzt, die Schrift revidirt und Herrn Grotefend möglichst entgegen gearbeitet. Eine genaue den jetzigen Zustand des Steines nachbildende Kupfertafel wird besorgt, Heilsberg und seine Gegend durch einen geschickten Zeichner aufgenommen und so ein interessanter Nachtrag, den wir Herrn Grotefend verdanken werden, in gleichem Format erscheinen. Ew. Wohlgeboren erlauben daß ich davon ersten Abdrücke dereinst übersende. Nicht weniger erbitte mir die Erlaubniß, theils über wissenschaftliche Gegenstände theils über persönliche Vorkommenheiten geziemende Anfrage zu thun. Der ich mich zu geneigtem Andenken auf das angelegentlichste empfehle. Weimar den 12. April 1819.