38/66. An den Großherzog Carl August Ew. Königlichen Hoheit Verlangen Sich so bald und leicht als möglich einen Begriff zu bilden wie es sich mit den Unregelmäßigkeiten unseres Kalkflötzes verhalte, glaube nicht besser befriedigen zu können, als durch beyliegendes Voigtische Werk. Auf der ersten Tafel ist zu übersehen in welcher subalternen Rolle das Kalkflötz M vom Fuß des Rhöngebirges bis zum Ettersberge hin erscheint. Diese späteste Gebirgsbildung ist in sich sehr ungleich, wie aus der 6. Tafel und der dazu gehörigen 97. Seite zu ersehen ist. Hier wird die Gelmerodaer Höhe im Durchschnitt gezeigt und die Erklärung bedeutet uns daß diese Gebirgsstrecke aus successiv niedergegangenen Flötzlagen besteht, welche mehr oder weniger Kalk oder Thon enthalten. Die festeren sind der Kalkstein der zum Mauern und auch zum Chausseebau genutzt wird, die weichen das mergelartige Gestein, welches zu diesem Zwecke nicht tauglich ist. Sie wechseln nicht regelmäßig mit einander ab und ihre Gewinnung bleibt mehr oder weniger dem Zufall oder einer örtlichen Untersuchung anheim gegeben. Der Berkaische Steiger zeigt hierin einen belehrenden Durchschnitt, so wie die dem Kötschauer Steiger entgegenstehenden Bergwände; an diesen konnte man nur eine einzige feste Flötzlage zu dem neuen Brückenbau benutzen; zur Chaussee finden sich schon mehrere tauglich. 2) Der botanische Criminalproceß ist merkwürdig genug; die Engländer verstehen in solchen Dingen keinen Spaß, auch ist die Sache dort von großer Bedeutung. Darf ich diese Papiere bey mir verwahren, wo sie immer wieder zu Befehl stehen? 3) Was wäre wohl dem v. Volckamer auf sein Anerbieten der Stammbücher zu antworten? Höchst Dieselben lieben solche Geschenke nicht, wo man wegen der Erwiderung ungewiß ist. 4) Die Rede über die Palmen erhielt noch nicht und bitte deshalb um gnädige Mittheilung derselben. 5) Der monstrose Kieferzweig ist bewundernswürdig, man sollte ihn abzeichnen lassen. Wem pflegen Ew. Hoheit dergleichen Auftrag zu ertheilen? unterthänigst Weimar den 13. März 1824. J. W. v. Goethe.