12/3619. An Friedrich Schiller Morgen werde ich denn endlich im Ernste hier abgehen, gerade abermals 4 Wochen später als ich mir vorgenommen hatte. Bey der Schwierigkeit loszukommen sollte von rechtswegen meine Reise recht bedeutend werden, ich fürchte aber daß sie den übrigen menschlichen Dingen gleichen wird. Von Frankfurt hören Sie bald wenigstens einige Worte. Unsere Balladen-Versuche habe ich in diesen Tagen vorgelesen und guten Effect davon gesehen. Bey Ihrem Handschuh hat man den Zweifel erregt ob man sagen könne ein Thier lecke sich die Zunge ; ich habe wirklich darauf nicht bestimmt zu antworten gewußt. Schlegels Aufsatz kommt hier zurück, es ist freylich mit den Gedichten wie mit den Handlungen: man ist übel dran, wenn man sie erst rechtfertigen soll. Leben Sie recht wohl. Sie sagten neulich daß zur Poesie nur die Poesie Stimmung gäbe, und da das sehr wahr ist, so sieht man wie viel Zeit der Dichter verliert wenn er sich mit der Welt abgiebt, besonders wenn es ihm an Stoff nicht fehlt. Es graut mir schon vor der empirischen Weltbreite, doch wollen wir das Beste hoffen, und wenn wir wieder zusammen kommen uns in manchen Erzählungen und Betrachtungen wieder erholen. Leben Sie recht wohl mit Ihrer lieben Frau und den Ihrigen. Weimar am 29. Juli 97. G. Da Boie noch nichts hat von sich hören lassen, so schicke ich den Postschein wenigstens als Zeugniß meines guten Willens und allenfalls zu irgend einem Gebrauch wenn das Paket sollte verloren seyn. Sie haben ja wohl Gelegenheit sich bey Boie darnach zu erkundigen.