2/159. An Friedrich Wilhelm Gotter [Frankfurt, Juni? 1773.] Schicke Dir hier den alten Götzen, Magst ihn nun zu Deinen Heiligen setzen, Oder magst ihn in die Zahl Der Ungeblätterten stellen zumal. Hab's geschrieben in guter Zeit, Tags, Abends und Nachts Herrlichkeit, Und find' nicht halb die Freude mehr, Da nun gedruckt ist ein ganzes Heer. Find', daß es wie mit den Kindern ist, Bei denen doch immer die schönste Frist Bleibt, wenn man in der schönen Nacht Sie hat der Lieben Frau gemacht; Das andre geht dann seinen Gang Mit Rechnen, Wehen, Tauf' und Sang. Mögt Euch nun auch ergötzen dran, So habt Ihr doppelt wohlgethan. Läss'st, wie ich höre, auch allda Agiren, tragiren Komödia Vor Stadt und Land, vor Hof und Herrn, Die säh'n das Trauerstück wol gern. So such Dir denn in Deinem Haus Einen recht tüchtigen Bengel aus, Dem gieb die Roll' von meinem Götz In Panzer, Blechhaub' und Geschwätz. Dann nimm den Weisling vor Dich hin Mit breitem Kragen, stolzen Kinn, Mit Spada wohl nach Spanier Art, Mit Weitnaslöchern, Stützleinbart, Und sei ein Falscher an den Frauen, Läßt sich zuletzt vergiftet schauen. Und bring, da hast Du meinen Dank, Mich vor die Weiblein ohn' Gestank! Mußt all' die garstigen Wörter lindern: Aus Scheißkerl Schurk, aus Arsch mach Hintern, Und gleich das alles so fortan, Wie Du schon ehmals wohl gethan.