20/5674. An Silvie von Ziegesar Wenn Sie, liebste Silvie, lange nichts von mir vernommen und auch heute nur wenig Zeilen sehen; so rechnen Sie es auf die Düsterheit der kurzen Tage, die mir durch mancherley hin und widersinnen und reden noch trüber geworden. Schon dachte ich von der theatralischen Welt abgeschieden zu seyn, durch den Ruf und Willen unsrer theuren Herzoginn aber kehre ich in ein Leben zurück das wenige Reitze mehr für mich hat. Wie gern flüchteten sich meine Gedancken manchmal zu Ihnen, und leider auch Sie weiß ich in einer Lage die höchst peinlich ist und gegen die ich die meinige als glückliche preisen kann. Lassen Sie mir doch recht bald wieder von Sich und dem Befinden Ihrer theuren Mutter etwas erfahren. Da ich die ganze Zeit her von Gästen, lieben und gleichgültigen, heimgesucht worden, so kam das herrliche Wildpret das Ihr Herr Bruder mir schickte der Küche sehr zustatten. Ersuchen Sie ihn auf's schönste von Zeit zu Zeit meiner zu gedencken. Was an den Jenaischen Schloßvoigt gelangt sendet mir dieser gleich herüber. Meine Schuld deshalb will ich danckbar abtragen. Auch heute sey ich wieder Jenenser. Die Frommannischen und Steffens. Was ich dabey dencke und wünsche können Sie Sich wohl vorstellen. Möge mich das neue Jahr bald zu Ihnen führen! Sagen Sie mir indessen einige Worte. Viele Grüße den theuren Ihrigen. W. Sylvester 1808. G.