43/35. An Carl Begas [1. September 1827.] Ew. Wohlgeboren haben zu meinem dießmaligen Fest eine große Gabe gesendet. Nun weiß aber der echte Künstler selbst am besten, was er leistete, und so wage ich nicht von dem Verdienste Ihres Werkes zu reden; von der Wirkung jedoch hört der Meister gerne Liebhaber, Dilettanten und die Menge Sprechen. Hiernach also habe ich zu vermelden, daß das Bild den glücklichsten Eindruck macht; es überrascht, wir staunen bey'm ersten Anblick, es waltet in der Einbildungskraft nach, man erinnert sich dessen gern und lebhaft; auch wohl unwillkürlich tritt es im Innern hervor, dann eilt man wieder in dessen Gegenwart, um das Imaginirte frisch zu verwirklichen, wobey das Werk immer gewinnt. Auf diese Weise könnte ich noch länger fortfahren, wenn ich mittheilen wollte, wie es mir und den Meinigen und allen Freunden vor diesem Bilde ergangen. Nehmen Sie daher meinen vollsten Dank; alle, die mit mir mein Fest feyerten, haben Ihre Kunst reichlich mitempfunden und dankbar anerkannt. Ich aber darf kaum hinzufügen, was Sie bey dem Unternehmen und unter der Arbeit selbst so lebhaft empfunden haben: von welcher Bedeutung es sey, daß Sie mir einen Freund vergegenwärtigt, von welchem entfernt zu leben mir höchst schmerzlich bleibt, und mir zugleich einen mitlebenden Künstler vertraut gemacht, dessen Namen ich künftighin jederzeit mit wahrhafter Anerkennung auszusprechen alle Ursache habe. Mit dem gefühltesten Danke ergeben Goethe.