8/2619 a . An Carl August von Hardenberg Hochwohlgebohrner Freyherr, Insonders hochgeehrtester Herr Geheimderath, Ew. Exzell. erlauben einem alten Bekannten daß er aus der Ferne sein Andencken erneure, besonders, da ihn dazu eine Angelegenheit gleichsam auffordert. Herr Arends ein junger Mann, welcher Ihnen schon bekannt ist, hält sich seit einiger Zeit in Rom auf und eben da ihn seine Umstände nöthigen diesen Ort zu verlassen, fühlt er nur einen desto stärckern Beruf zu bleiben und hofft daß Ew. Exzell. nach denen ihm ehmals bezeigten Gesinnungen geneigt seyn könnten, ihn noch auf eine Zeit zu unterstützen. Da er zugleich ihm vortheilhaft seyn dürfte; so kann ich es nicht versagen, ob ich gleich überzeugt bin daß Sie ihn selbst günstig beurtheilen werden. Ich kann aufrichtig versichern: daß ich ihn als einen solchen Künstler kenne, der vorbereitet genug ist Rom zu schätzen und zu nutzen; ich bin Zeuge wie wohl er seine Zeit anwendet, wie genau er sich durch wiederholtes Beschauen und sorgsames Nachmessen zu unterrichten sucht, und ich wünsche ihm auf alle Weise, daß er sich im Stande sehen möge seinen Aufenthalt zu verlängern. Besonders da ich an mir selbst weiß: wo man allein für Kunst leben und die gründlichsten Betrachtungen zu machen im Stande ist. Sind Ew. Exzell. geneigt Herrn Arends zu unterstützen; so wird ein wohldenckender junger Mann Ihnen die Ausbildung seines Talentes Zeitlebens zu dancken haben, indem Sie ihm eben in einem Augenblicke zu Hülfe kommen, der nie wieder für ihn erscheinen kann. Ew. Exzell. mir genug bekannte Gesinnungen bürgen mir für die Vergebung der Freyheit, mit welcher ich die Wünsche eines braven Künstlers empfehle. Darf ich zugleich bitten der Frau Gemahlin und meinen übrigen Braunschweigischen Gönnern und Freunden mein Andencken ehrfurchtsvoll zu erneuern und Sich selbst der lebenslänglichen Hochachtung zu überzeugen desjenigen der sich unterschreibt Ew. Exzell. Rom ganz gehorsamster Diener d. 3. Nov. 1787. J. W. v. Goethe.