49/112. An Friedrich Jacob Soret Länger will ich nicht säumen, theuerster Herr und Freund, vorläufig zu vermelden, daß ich in ruhiger Stunde Ihre mir anvertraute Trilogie mit offnem Geiste gelesen habe und versichern darf: daß die verschiedenen Theil des Gedichtes den Eindruck hervorbringen und hinterlassen den sie beabsichtigen. Die Tagszeiten sind hell und klar, nach ihrem Charakter, und Mitternacht welches dem trefflichen Victor Hugo selbst nicht immer gelingt, der dem Auge noch zuviel in der Finsterniß zu schauen übrig läßt. Geben Sie mir zu einem zweyten Lesen einige Zeit, dann sprechen wir mehr darüber, gewiß zu anmuthiger Unterhaltung. Indessen kann ich nicht schließen, ohne Sie mit einiger Bemühung zu bedrohen. Ich habe nämlich die Absendung meines Schreibens allzu lang verzögert, indem es französisch verfaßt seyn müßte. Wollen Sie mir behülflich seyn, dieses Schifflein vom Stapel zu lassen, so würde ich eine solche Gefälligkeit dankbarlichst erkennen. Hochachtend wie vertrauend W. d. 25. Nov. 1831. J. W. v. Goethe.