3/504. An Auguste Gräfin zu Stolberg [Weimar, 28. – 30. August 1776.] 28. Aug. Guten Morgen Gustgen! Wie ich aus dem Bette steige guten Morgen. Ein herrlich schöner Tag aber kühl. Die Sonne liegt schon auf meinen Wiesen! Der Thau schwebt noch über dem Fluss. Lieber Engel warum müssen wir so fern von einander seyn. Ich will hinüber ans Wasser gehn und sehn ob ich ein Paar Enten schiesen kann. Gegen 12. Ich verspätete mich auf der Jagt. Erwischte eine Ente. Kam drauf gleich in das Getreibe des Tags und bin nun ganz zerstreut. Adieu indess. Nachmittag 4. Ich erwarte Wielands Frau und Kinder. Habe heut viel an dich gedacht. Abends 7. Sie gehn eben von mir weg! – Und nun nichts mehr. – Gott sey Danck ein Tag an dem ich gar nicht gedacht, an dem ich mich blos den sinnligen Eindrücken überlassen habe. Nun Adieu für heut bestens. den 30. Es geht mir wie dir Gustgen, ich hab auch was auf dem Herzen, also heraus damit. Von Friz hab ich noch keinen Brief. Der Herzog glaubt noch er komme, und man fragt nach ihm und ich kann nichts sagen. Lieb Gustgen mir ist lieber für Frizzen dass er in ein würckendes Leben kommt, als daß er sich hier in Cammerherrlichkeit abgetrieben hätte. Aber Gustgen – er nimmt im Frühjahr den Antrag des Herzogs an, wird öffentlich erklärt, in allen unsern Etats steht sein Nahme, er bittet sich noch aus den Sommer bey seinen Geschwistern zu seyn, man lässt ihm alles, und nun kommt er nicht. Ich weis auch dass Dinge ein Geheimniß bleiben müssen – Aber – Gustgen ich habe noch was auf dem Herzen das ich nicht sagen kann – – – – Und die, die man so behandelt, ist Carl August Herzog zu Sachsen, und dein Goethe Gustgen. Lass mich das iezt begraben, wir wollen dran wegstreichen. Adieu Engel ich muss den Brief schliessen. Ich mach eine kleine Reise sonst kriegst du ihn wieder lang nicht. G.