15/4374. An Anna Elisabeth von Türckheim geb. Schönemann. Nach so langer Zeit einen Brief von Ihrer Hand, verehrte Freundin, zu erhalten, war mir eine sehr angenehme Erscheinung. Schon vor einigen Jahren versicherte mich Frau von Egloffstein, daß Sie meiner während Ihres Aufenthalts in Deutschland manchmal gedacht hätten, ich freute mich herzlich darüber in Erinnerung früherer Verhältnisse. Sie haben in den vergangenen Jahren viel ausgestanden und dabey, wie ich weiß, einen entschlossenen Muth bewiesen, der Ihnen Ehre macht. Wie sehr verdienen Sie das Glück, daß die Ihrigen gerettet sind und Ihre Kinder alle so gutartig vor Ihnen heranwachsen. Nun möcht' ich auch gerne etwas zu Ihrer Zufriedenheit beytragen, indem ich den Wunsch des Herrn Kochers begünstigte: sein bey mir eingelaufenes Schreiben soll zwar bestens empfohlen werden, allein ich befürchte, theils daß man die Stelle eine zeitlang offen läßt, bis die neue Gestalt der deutschen Angelegenheiten zu mehrerer Bestimmtheit und Festigkeit gelangt, theils daß einige unter den mehreren Competenten durch nähere Verhältnisse einer Art von Anwartschaft darauf sich getrösten können. Dem ohngeachtet will ich nicht verfehlen, das, was unter den gegebenen Verhältnissen möglich seyn sollte, zu bewirken. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner auch künftig. Genießen Sie mit den Ihrigen, nach so viel Stürmen, der Früchte des Friedens und einer neuen Ordnung der Dinge. Weimar, den 30. März 1801.