36/219. An Friedrich Christoph Perthes [Concept.] [6. Januar 1823.] Ew. Wohlgeboren zutrauliches Schreiben erwidere mit gleicher Aufrichtigkeit. Ich will nicht läugnen, daß die Weimarischen Kunstfreunde die Ankündigung eines Steindrucks nach Overbeck durch den höchst kunstfertigen Herrn Bendixen mit Antheil vernahmen und die unterbliebene Ausführung gegenwärtig bedauern, jedoch die Übersendung des Originals, begleitet von dem Original eines andern werthen Künstlers, dankbar abzulehnen Ursache finden. Wir sind tagtäglich veranlaßt, uns in einem engern Kreis zurückzuziehen, besonders auch mit Urtheilen über lebende Künstler sparsam zu werden, da man bey Anerkennung vorzüglicher Talente doch wegen Anwendung derselben und wegen der von den Künstlern ergriffenen Maximen in Widerstreit gerathen kann, wodurch ohne daß die Kunst gefördert werde, Künstler, Kenner, Liebhaber sich für einen Augenblick verwirren; wovon wir schon unerfreuliche Fälle erlebten. Danken Sie also jenem wackern Manne und Beschützer für sein Zutrauen, welches wie um so mehr zu schätzen wissen, als eine solche Sendung immer mit einiger Gefahr verknüpft ist. Nehmen Sie zugleich meinen Dank für den neusten Band der Stolbergischen Werke, in welchem sogleich das Leben Alfreds mit Vergnügen gelesen und bey den übrigen Aufsätzen mit heitere Wehmuth vergangener Jahre mich erinnert habe. Leben Sie recht Wohl und fahren fort, meiner mit theilnehmendem Zutrauen zu gedenken. Weimar den 4. Januar 1823.