43/71. An Justus Christian von Loder Hochwohlgeborner, insonders hochgeehrtester Herr. Die Nachricht, daß Ew. Hochwohlgeboren Ihr Jubiläum vor kurzem glücklich feyerten, hat, wie sie zu uns gelangte, alle Ihre Freunde und Verehrer höchlich erfreut und an die schönen Tage erinnert, so die wir zusammen in jugendlich-männlicher Thätigkeit höchst vergnüglich wirkend zugebracht. Glücklicherweise geht so eben ein Courier nach Petersburg ab, durch welchen wir unsere aufrichtige Theilnahme ungesäumt aussprechen können. Setzt uns das Glück, ein hohes Alter zu erleben, in den unvermeidlichen Nachtheil, soviel Würdige, Gute zu überleben, so finden wir es um so tröstlicher, wenn wir noch manche werthe, hochgeachtete Freunde als auf diesem Erdenrund mit verweilend begrüßen können. Gern erging ich mich weiter über manches, was wir früher gemeinschaftlich begonnen und was, verhältnißmäßig, bis auf die letzte Zeit getreulich fortgesetzt worden; aber die Abreise des Boten, welcher Gegenwärtiges befördern soll, drängt zur Kürze, und ich eile nur, im Auftrag meines gnädigsten Herrn beykommendes Schreiben und Paquetchen, auch einiges von mir, zu geneigter Aufnahme mit wenig Worten zu begleiten, wobey ich, alles Gute wünschend, mich wohlwollendem Andenken für die Folgezeit bestens empfehle. Verehrend wie vertrauend gehorsamst Weimar den 6. October 1827. J. W. v. Goethe.