44/130. An Friedrich Theodor von Müller Ew. Hochwohlgeboren muß ungerne vermelden daß ich jenes Blatt nicht habe finden können, welches mit Vergnügen mitgetheilt hätte. Was jedoch zu thun überlasse Denenselben gänzlich; ich kann mich nicht zu der mindesten Einwirkung in dieser Angelegenheit erbieten; mein ohnehin sehr leidender Gemüthszustand würde, bey specieller Vergegenwärtigung der Verdienste unseres hohen Abgeschiedenen, bis zur Verzweiflung gesteigert werden. Ich muß mich daher entschuldigen und würde es auch außerdem gethan haben, wenn ich bedenke daß man dem, der als geistlicher Redner gebildet und berufen ist, hierin vielleicht nicht vorgreifen sollte. Doch soll dieß Ew. Hochwohlgeboren nicht abhalten, nach Überzeugung zu handeln, und will ich diesen meinen Äußerungen nicht mehr als einen individuellen Werth beylegen. Erhalten Sie mir Ihre freundliche Theilnahme in dieser peinlichen Lage. gehorsamst Weimar den 19. Juni 1828. J. W. v. Goethe.