34/124. An Carl Friedrich Zelter Dem guten vieljährigen Freunde Max Jacobi habe den besten Dank abzustatten, daß er ein flüchtiges Blatt von dir herausgelockt, auf welchem du mich mit einem Hymnus auf Romeo und Julie endlich wieder einmal begrüßest. Seit dem Besuch meiner Kinder bey euch, dem thätigen Gegenbesuch der Künstler und Kunstfreunde, der dortigen Anwesenheit des umsichtigen Meyers, steh ich in einem stillen wunderlichen Verhältniß zu Berlin; ich begreife nämlich kaum, wie ihr, hastig lebend, so viel genießend, euch gränzenlos zerstreuend, doch noch nebenher auch wieder für's Leben sorgen könnt? Deshalb man gern verzeiht, wenn euch eine Wirkung in die Ferne nicht immer anwandlen kann. Solche Vorstellungen und Betrachtungen sind denn wohl dem Einsiedler zu verzeihen, der diesen ganzen Winter über weder Haus noch Stube verlassen, sich körperlich und geistig wohl befindet und keinen Tag, durch krankhafte Hindernisse genöthigt, dießmal zu verpassen brauchte. Zu Ostern denke ein frisches Heft Kunst und Alterthum den Freunden darzubringen, so wie einen Band Wilhelm Meisters Wanderjahre. Dieses ist den doch das höchst Reizende eines sonst bedenklichen Autor-Lebens, daß man seinen Freunden schweigt und indessen eine große Conversation mit ihnen nach allen Weltgegenden hin bereitet. Der Musiker ist in demselben Fall, er muß sich aber anders benehmen wie gewisse Freunde, die weder die Reuetöne zarter Magdalenen, noch den Appell an das allgemeine Weltgenie ihren stillen Abwesenden zu Gute kommen lassen. Dem allen ohngeachtet will ich das letzte Heft Morphologie nicht länger zurück halten, sondern solches mit dem Wunsch übersenden, daß auch dir darinnen etwas Erfreuliches bereitet seyn möge. Zum Schluß melde noch, daß Fräulein Ulrike sich beschwert, von dir seit langer Zeit keinen Gruß vernommen zu haben. Kinder und Enkel befinden sich übrigens wohl und grüßen. treulichst Weimar den 18. Februar 1821. G.