29/8154. An August von Goethe Eure ausführlichen Briefe und reichliche Sendung verdienen beschleunigsten Danck und Antwort. Also entschließe mich vorerst zu sagen daß es mir wohlgeht, daß ich die letzten Tage zur Cur wohlbenutzen und sonst wohl gebrauchen werde. Am 26ten, dem ersten völlig schönen Tag, waren wir in Schlackenwalde. Das Zinnwesen von oben überschauend, alter Zeiten gedenckend und mich in den Gegenstand einrichtend. Der Bergmeister, von früheren Verhältnissen her mir verpflichtet, hatte schöne Sachen zurückgelegt, die er mir anbot. Zu Completirung unsrer Zinnfolgen konnte nichts erwünschter seyn. Mit Gr. Capodistrias wohne in einem Hause und gutem Bezug. Ohngefähr wie vormals mit dem König von Holland. Man begegnet sich, man kennt sich, man hat nichts zu theilen, destomehr mitzutheilen. Die Professoren Weiß aus Berlin, Schweigger von München geben höchst unterrichtende Gespräche zum Besten. Ein junger langbeiniger Bergläufer macht mich endlich mit böhmischer Geologie bekannt. Für das Bibliothecks Museum habe köstliche uralte und alte Elfenbeinschnitzereyen gekauft. Für mich einige Bronzen. Die Wohlfeile des Silbers und Theure der Waaren lehrt Maas halten, sonst war noch manches Verführerische zugegen. Mit der Fürstl. Schwarzenbergischen Familie und Grafen Bouqoy ist für mich der gesellig belebte Kreis fortgezogen. Wie wohl es mir darin ergangen sollt Ihr mündlich vernehmen. Nun geht es aber erst wieder an ein Steineklopfen. Einige Kasten werden bey Euch ankommen. Mehrere Centner bleiben hier. Auf dem Boden der drey Mohren ist abermals eine Vorrathskammer angelegt. Soviel und so wenig also von mir. An Euch gedenckend bedaure zuförderst Ottiliens Leiden und Entbehrungen. Ich hatte sie mir bey diesen Festlichkeiten recht staatlich im Schleppkleide gedacht. Miseln begrüß ich, auch den Juncker und Rath bey Hof und Cammer. Ottiliens ausführliches Schreiben hat in mir den Wunsch erregt bald wieder bey euch zu seyn, auch gedencke mich diesen Winter nach Euern Wünschen einzurichten, um ihn bequemer, geselliger und hoffentlich besser als den vorigen zuzubringen. Arbeit giebt es genug, ich sehne mich recht wieder in Gang zu kommen. Der Fr. Grosherzoginn empfiel mich zum allerbesten. Grosmama und Mama gleichfalls. Line soll schönstens gegrüßt seyn. Hier gab es manche Gelegenheit zur Untreue, jedoch ist ihr nichts entwendet worden. Zum heutigen Tage gedenck ich Eurer fleißig. Einige schöne Geschencke sind mir geworden. Ein Apparat zu den Entopischen Farbenerscheinungen höchst nett und bequem. Sehr willkommen weil mich eben diese Betrachtung beschäftigt. Carlsb. d. 28. Aug. 1818. G. Nun zur Erfüllung noch einiges! Kräuter vorerst soll wegen seiner Fest-Beschreibung höchlich gelobt werden. Er qualificirt sich zu einem Correspondenten des Morgenblats. An dem Aufzug orientalischer Liebenden haltet fest. Bey der Rollenaustheilung habe einiges zu erinnern, welches um so leichter ausgeglichen werden kann, als noch zwey Paar hinzukommen. Ausgelegt muß die fremde Erscheinung gleichfalls werden, dafür will ich schon sorgen. H. Graf Egloffstein hat mich zum Geburtstage freundlichst begrüßt, wobey der lieben Seinigen aufs beste gedacht worden. Empfehlt mich der Fr. Oberhofmeisterinn, den allerliebsten Prinzessen, Mad. Batsch und den Schweizerinnen. Aus beyliegendem Gekratze wird Freund Meyer schon den Werth des neuen Hausgötzen herausfinden. Es ist dieselbe Größe. Neugierig bin ich wo im Alterthum sich etwas ähnliches findet. Man hielt es für eine Sybille, vielleicht Vestale? Nun lebt wohl und gedenckt mein. Inliegendes baldigst zu Post. B. d. 29. Aug. 1818. G.