31/220. An Ottilie von Goethe Deiner Sagacität, meine liebe Tochter, wird nicht entgehen was inliegendes an Grafen Gneisenau Gerichtetes eigentlich für Bedeutung habe. Es ist, wie du siehst, Erwiderung, Erinnerung, Entschuldigung, Dank und was nicht alles zugleich; wovon ich mir gute Wirkung verspreche. Wenn du nun, meine Liebe, einen recht zierlichen Brief dazu schreiben und das Blatt sogleich absenden wolltest, so hätten wir wieder einen Theil unserer Schuld wenigstens mit Papier abgethan. Lebet wohl und zufrieden. Grüße Ulriken. Es kommt mir manchmal wunderbar vor daß wir so lange mit einander gelebt und nun auf einmal geschieden sind. Oft vermiß ich sie und den Kleinen und euch dazu. Doch da ist kein Rath! diese acht bis vierzehn Tage muß ich noch aushalten, alsdann aber ist auch das beynahe Unmögliche geleistet. Lebet zum schönsten. treulichst Jena den 12. July 1819. Goethe.