31/166. An Johann Friedrich Blumenbach Eine Gelegenheit, Ihnen, verehrter Freund, mich wieder in's Gedächtniß zu rufen, darf ich nicht versäumen, und glaube nicht überlästig zu seyn, wenn ich Herrn Dawe, einen sehr geschickten englischen Mahler, der bey Ihnen eingeführt zu seyn wünscht, durch Gegenwärtiges bekannt mache. Er hat bey uns mit vielem Glück einige Porträte gefertigt; und mir scheint, als wenn es ihm zu großem Vergnügen gereichen würde, wenn er Ihr wohl getroffenes Bildniß mit auf seine Insel nehmen könnte, wo Ihr Name so ehrenvoll bekannt ist. Gönnen Sie ihm einige Stunden, und Sie werden ihn als einen denkenden, unterrichteten und lebensklugen Künstler finden. Möge er Sie bey gutem Wohlseyn antreffen, wie er denn auch das Zeugniß geben kann, daß er mich ganz wohl und froh und ihrer mit aufrichtiger Neigung und Anhänglichkeit gedenkend, verlassen hat. Mein Sohn ist mit seiner Gattin nach Berlin; ich darf aber doch auch in seinem Namen grüßen, da Ihr früheres Wohlwollen ihm unvergeßlich und die Anregung zum Naturstudium noch immer wirksam bleibt. Möchten mir doch bald die besten Nachrichten von Ihrem Befinden zukommen. Vorstehendes sollte Herr Dawe auf seiner unmittelbaren Reise nach Göttingen mitnehmen; da er aber, wie es scheint, einen Umweg macht, vielleicht einen großen, so versage mir nicht, Beiliegendes zu geneigter früheren Aufnahme zu übersenden. aufrichtig ergeben Weimar den 4. Juni 1819. J. W. v. Goethe.