21/5973. An Franz Kirms Da ich bey meiner Abreise voraussah, daß sich die Sache verziehen würde; so habe ich Denyn auf die bey Fürstlicher Commission verabredete Zulage selbst Hoffnung gemacht. Er ist, wie ich aus einem Briefe von ihm sehe, gegenwärtig abermals in der größten Verworrenheit und Verzweiflung. Es muß aber ein Mißverständniß obwalten: denn er glaubt Herzogl. Commission versage ihm alle Zulage. Möchten Sie ihn doch bald kommen lassen, ihm diesen Irrthum benehmen und ihm die Zulage von 2 Thalern gewähren, so wird er sie dankbar erkennen, ohne auf die Annahme seiner Frau weiter zu dringen. Übergehen Sie diesen Punct ganz, weil wir sonst die Sache nur mehr verwirren. Lorzings erkennen das ihnen Zugedachte dankbar. Er war persönlich bey mir, und gab mir seine Besorgnisse bescheiden zu erkennen. Da ich mich im besondern weder erklären konnte noch wollte, so habe ich ihn im Allgemeinen zu beruhigen gesucht. Für uns ist es auf alle Fälle kein Vortheil, daß nunmehr drey Schauspieler auf ein noch dazu sehr beschränktes Fach Ansprüche machen, da sie uns in andern Fächern willkommen seyn würden. Mit Herrn Genast, der mich hoffentlich bald besucht, werde ich die Sache besprechen und alsdann Herzoglicher Commission meine Gedanken kürzlich mittheilen. Die Expeditionen wegen der Zulagen habe ich zurückbehalten, bis die Denysche und Lorzingische auch dazukommen; alsdann sende ich sie zusammen. Es soll mir sehr angenehm seyn, zu vernehmen, wenn Herr Genast mich besucht, daß meine hochgeschätzten Herrn Mit-Commissarien sich recht wohl befinden, und daß unser Geschäft gute Aussichten zeigt. Ich werde mit diesem alles bereden und insofern es nöthig ist meine Gedanken schriftlich eröffnen. Könnte ich vor meiner Abreise Herrn Müllers Bemerkungen über unsre Capell Einrichtung sehen, so sollte mir's angenehm seyn. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Jena den 1. May 1810. Goethe.