29/8006. An Christoph Ludwig Friedrich Schultz Ihr lieber theurer Brief, mein Bester, fand mich im Bette, unbehaglich an einem vorübergehenden Übel; doch war die Lage keineswegs von der Art daß man mit Frohsinn den Plan einer großen Stadt hätte betrachten können, durch dessen Anleitung man sich munter und schnell durch das Labyrinth der Straßen bis zu seinen Freunden finden sollte. Bey meinem Winter-Aufenthalt in Jena hab' ich mich gut gehalten, weil ich mit Sorgfalt den drohenden Übeln auszuweichen im Stande war. Hier aber, wo ich mich niemals schonen kann, lag ich schnell darnieder, weil Verkältung und was dem anhängt meine Übel entscheidet. Und so ist denn an keine Reise zu denken so wenig als an einen behaglichen Aufenthalt bey meinen auswärtigen Freunden. Die Ärzte bestehen darauf daß ich Anfang May's nach Carlsbad soll, da ich denn Anfang Juny's wieder zurück seyn werde. Freund Meyer ist noch in der Schweiz, und wird in gedachter Zeit wahrscheinlich wieder hier seyn. Dieß alles trifft zusammen mit dem Inhalt Ihres Briefes, wenn ich ihn recht verstehe; und so müssen wir denn wohl unsere Wünsche bis auf den Sommer ajourniren. Überhaupt bin ich genöthigt auszusprechen, daß mir jede Reise und auswärtiger Aufenthalt außer denen Sommermonaten unmöglich wird, auch daß ich der unleidlichste Gast bin, dem man nur auf seine eigenste Art etwas zu Gute thun kann, weil man ihm sonst gewiß immer etwas zu Leide thut. Eben jetzt hat mich das Wohlwollen meiner hiesigen hohen Gönner auf acht Tage unbrauchbar gemacht. Was ich bey dem Sommer-Aufenthalt an einem großen Ort verlöre darf ich nicht fragen noch zählen; was ich denn in jedem Sinne mäßig und genügsam zu seyn Ursache habe. So eben als ich schließen will fällt ein starker Schnee und tröstet mich einigermaßen, daß ich in der nächsten Passion nicht mitgenießen kann. Tausend Grüße an die werthen Ihrigen und an alle Freunde. Herrn Minister von Altenstein mich auf's andringlichste empfohlen wünschend. Weimar den 11. März 1818. G.