40/2. An Carl Friedrich Zelter Hier folgen die Original-Briefe bis 1812 incl., an den nächstfolgenden wird abgeschrieben; die ferneren erbitte mir, damit der Codex vollendet werde; es gibt ein paar starke Bände, wundersamen Inhalts. Ähnliche Betrachtungen wie man sich in der Welt abmüdet gibt mir die Recapitulation, Revision, Restauration dessen was von mir auf dem Papiere übrig bleibt; es ist viel und wenig und muß sich denn freylich erst wieder in wackern, fähigen Geistern aufbauen wenn es nach etwas aussehen soll. Die zwey neuen Bände kleine Gedichte, in welchen du kaum etwas Neues finden wirst, habe ich mehrmals umgeordnet um sie auf eine anmuthige Weise an einander zu gesellen. Sie sind in widersprechenden Zuständen hervorgetreten, in einem allgemeinen Rahmen nun friedlich zusammen zu erscheinen. Die Stuttgarter haben mir diesen Monat her ein besonderes Vergnügen bereitet; in ihrem Kunstblatt war vor länger als einem Jahr das neugriechische Gedicht Charon als Gegenstand eines Bildwerkes, mit Preiszusicherung aufgegeben; sechs Zeichnungen wurden mir eingesendet und die Weimarischen Kunstfreunde sahen sich um zwanzig Jahre verjüngt; denn unsere letzte Ausstellung war 1805 gewesen. Nun war an fünf Blättern Ernst und guter Wille nicht zu verkennen, wenn ihnen auch das Zulängliche durchaus abging; das sechste jedoch setzte gleich bey'm ersten Anblick in Erstaunen und man hört noch nicht auf es zu bewundern ob man es gleich auswendig kann. Nun wird es, erst in verkleinertem Umriß, dann mäßig groß, in Steindruck erscheinen und auch in solchen Nachbildungen wird dessen hohes Verdienst dem reinen Blicke kenntlich seyn. Dergleichen war weder überhaupt, noch besonders von unserer Zeit nicht zu erwarten. Der Künstler heißt Leybold, lebt in Stuttgart und gewinnt, mit allen übrigen Malern, sein Leben mit Portraitiren. Du wirst mir diese Freude gönnen, wie ich herzlich Theil nehme daß das Königstädtische Theater so gut gelungen ist; ein Gleiches hoffe von deinem Musiksaale, von welchem ich die beste Nachricht wünsche. Soviel möge denn für dießmal genug seyn! Erfreue mich bald wieder mit einigen guten Gedanken. unwandelbar Weimar d. 5. Aug. 1825. G. Die unerwartete Ankunft unseres Schulze hat mich gestern wircklich erschreckt; kannst und magst du mir auf einem gleich zu verbrennenden Blättchen hier über einige Auskunft geben, so wirst du mich zwar nicht beruhigen, aber doch aufklären. Diese Wanderschaft däuchte mich sehr untröstlich. Beharrlich in Thun und Dulden der Deine W. d. 5. Aug. 1825. G.