12/3585. An Christian Gottfried Körner Auf Ihre gütigen Briefe zu antworten habe ich angestanden, bis der angekündigte Herr von Senfft bei uns eingetroffen wäre; da er nun, wie ich höre, durch einen andern Weg in sein Land zieht, so will ich nicht länger säumen Ihnen für gütige Besorgung meiner kleinen Aufträge zu danken. Sie haben nun die Humboldtische Familie bey sich und werden sich in deren Umgange gewiß erfreuen. Grüßen Sie alle bestens und bitten Sie den Herrn Legationsrath, wenn er schon angekommen sein sollte, daß er uns doch bald von sich Nachricht giebt. Die vergangenen vier Wochen habe ich in Jena zugebracht und daselbst theils mein episches Gedicht geendigt, theils mich mit Schillern zum neuen Almanach gehalten. Dieser soll, denk' ich, nicht übel ausgestattet erscheinen; von jenem habe ich zuletzt keine, reine Abschrift in Händen behalten, sonst würde ich Ihnen das Ganze geschickt und es nochmals zu freundschaftlichem Antheil empfohlen haben. Nehmen Sie es freundlich auf, wenn es gedruckt vor Sie kommt. Dürfte ich Sie um die Gefälligkeit bitten, mir den italienisch und deutschen Text der Prinzessin Amalfi baldmöglichst zu überschicken? Die Partitur besitz' ich, das Büchelchen ist mir verloren gegangen. Wollten Sie gleichfalls den Text der Prinzessin Palmyra beilegen, so würden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen. Haben Sie schon etwas von dem Prolog zum Wallenstein gesehen? Er ist sehr glücklich gerathen und giebt einen freien Blick in die große und sonderbare Welt, in welcher das Stück spielen wird. Leben Sie recht wohl, grüßen Sie Ihre Frauenzimmer und denken Sie in Ihrem herrlichen Elbthale, umgeben von so viel Schätzen der Kunst und Natur, recht oft an Ihre Freunde, die an der Saale und Ilm durch zauberische Künste sich nur einen Theil jenes Genusses verschaffen können, den Ihnen die Wirklichkeit so reichlich darreicht. Weimar am 22ten Juni 97. Goethe.